
21. Dezember 2020

Der Holzreichtum der Gebirge rund um den Glatzer Kessel sowie die nahe gelegenen Wallfahrtsorte – Albendorf, Maria Schnee, Grulich und Wartha – begünstigten die Herausbildung einer volkstümlichen Schnitzkunst in der Region. Mit der Herstellung von Devotionalien für die zahlreichen Wallfahrer und Krippen erwirtschaftete mancher Gebirgsbewohner ein einträgliches Nebeneinkommen. Das an der Biele im Südosten der Grafschaft gelegene Bad Landeck und die umliegenden Orte entwickelten sich seit Mitte des 18. Jahrhunderts zu einem Zentrum der Glatzer Krippenkunst.
Hier war auch der 1855 in Reyersdorf geborene Alois Schmidt tätig. Bereits in seiner Jugend hatte er als Hütejunge mit dem Schnitzen begonnen. Später ging er bei den Holzschnitzern Tschöpe in Kunzendorf und Albrecht Thamm in Habelschwerdt in die Lehre, erlernte in Frankenstein das Tischlerhandwerk und machte sich, nachdem er in verschiedenen Ateliers tätig war, 1878 in Bad Landeck selbständig. Bereits 1879 schuf er seinen ersten Altar, dem über 200 Altäre für Kirchen und Kapellen insbesondere in der Grafschaft Glatz folgten. Zu seinen bekanntesten Krippenarbeiten zählen Maria und Joseph in der Tscherbeneier Kirche. Er schuf sie 1930 wohl als Ersatz für die verlorenen Figuren der alten Krippe. Die hier gezeigte Krippe, die neben der Heiligen Familie, Ochse und Esel und den drei heiligen Königen mehrere Hirten und gleich eine ganze Schafherde umfasst, schuf er um 1920. Auch an ihnen ist der für seine Arbeiten charakteristische fliegenden Faltenwurf bei den in Bewegung dargestellten Figuren erkennbar.
Schmidt verstarb 1939. Seine drei Söhne übernahmen nach seinem Tod die Werkstatt.

