Johann Gustav Gottlieb Büsching
(1783-1829)
Im Dienste Preußens und des schlesischen Kulturerbes
Johann Gustav Gottlieb Büsching wurde in Berlin geboren. Nach dem Jurastudium in Halle und Erlangen begann er seine berufliche Laufbahn als Regierungsreferendar in seiner Heimatstadt. Seine eigentliche Vorliebe galt jedoch der Germanistik, insbesondere der Sammlung und Publizierung mittelalterlicher Literatur. Darüber hinaus betätigte er sich als Volkskundler und Archäologe.
1809 bereiste er auf der Suche nach alten Handschriften erstmals Schlesien. Das Säkularisationsedikt vom 31.10.1810 begünstigte die Umsetzung seiner Idee von einer schlesischen Zentralbibliothek und Kunstsammlung aus Beständen der Klöster und Stifte. Am 8. November 1810 beauftragte Staatskanzler Karl August von Hardenberg (1750-1822) den erst 27-jährigen Beamten mit der Inventarisierung und Aufbewahrung von Kunstgegenständen, Archiven und Bibliotheken in Schlesien. Als Mitarbeiter der Hauptkommission für die Einziehung der geistlichen Güter in Breslau spielte Büsching im Säkularisierungsverfahren eine besondere Rolle. Sein Einsatz hatte für das Kulturwesen in Schlesien weitreichende Folgen.
Bei seiner Ankunft in Breslau, am 23. November 1810, mussten 6.000 Urkunden und Bilder, Kunstgegenstände und andere Altertümer aus über 80 Klöstern und Stiften in kürzester Zeit bearbeitet werden, da Klostergüter und – gebäude veräußert werden sollten. Büsching ließ die Herkunft der Materialien bestimmen und verbrachte diese in das Augustinerchorherrenstift in Breslau.
Wegen der großen Materialfülle konnte eine geordnete und pflegliche Behandlung der Exponate nicht immer gewährleistet werden. Aus Zeitmangel, wegen zu knapper Geldmittel und der enormen Arbeitsbelastung war die Aufgabe kaum zu leisten. Die überhasteten und schwer zu überblickenden Maßnahmen führten zu einem großen Verlust der Exponate.
Große Teile der Klosterbestände bildeten den Grundstock für die Bibliothek der 1811 neu gegründeten Schlesischen Friedrich Wilhelms-Universität zu Breslau. 1812 wurde Büsching mit einem Gehalt von 600 Talern zum Archivar und Aufseher der Kunstgegenstände ernannt. Seine Ernennung zum außerordentlichen Professor für mittelalterliche Kunstgeschichte und historische Hilfswissenschaften an der Universität Breslau erfolgte 1817. Sieben Jahre später, 1824, erhielt er den Lehrstuhl für deutsche Sprache und Literatur. Das Provinzialarchiv, zu dessen Einrichtung er wichtige Pionierdienste geleistet hatte, wurde 1822 selbstständig. Büschings Bemühungen um den Aufbau einer schlesischen Altertümersammlung bildeten einen wertvollen Beitrag für eine regionale Museumslandschaft.
9. Febr. 1811 Abends Breslau.
Johann Daniel Wilhelm Otto Uhden (1763–1835
(Büsching zitiert aus einem Brief, den er in Breslau vorgefunden hat)
Dann fand ich einen Brief von Uhden, Antwort auf drei Briefe von mir, sehr freundlich, mit vielen Lobeserhebungen über meine Geschäftsführung. Unter anderen sagte er: „der Fleiss und die Genauigkeit, womit Sie sich dem ehrenvollen Auftrage, der Ihnen geworden, unterziehen, verspricht Ihnen den glücklichsten Erfolg Ihrer redlichen Bemühungen und wird Ihr Andenken für Schlesien unvergesslich machen. Ich habe es für eine mir sehr angenehme Pflicht gehalten, dem Departement für den öffentlichen Unterricht den Inhalt Ihres Briefes umständlich vorzutragen und versichere Sie mit Freuden, der Gesinnungen wahrer Hochachtung, die Ihr Eifer und Ihre zweckmässige Thätigkeit jederman eingeflösst hat.“
Johann Gustav Gottlieb Büsching (1783 – 1829). In: Marek Hałub: Johann Gustav Gottlieb Büsching 1738 – 1829. Ein Beitrag zur Begründung der schlesischen Kulturgeschichte, Wrocław, 1997
Karl August von Hardenberg. Denkmal in Berlin/ Dönhoffplatz, in: Hermann Müller-Bohn: Die Denkmäler Berlins, 1905
„Prospect der Fürstl. Stiffts-Kirchen S. Mariae auf dem Sand“.
Radierung von F. B. Werner, 1738. Sammlung Haselbach. Kunstforum
Ostdeutsche Galerie, Regensburg
Bibliothek in Kloster Grüssau, um 1965, Foto: Klosterarchiv Grüssau
Die 1811 neu gegründete Universität Breslau, Grafik um 1815. Slg. Haus Schlesien
Säkularisation in Schlesien © Dokumentations- und Informationszentrum für schlesische Landeskunde im HAUS SCHLESIEN 2010