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Gartenterrasse, Ölgemälde von Karl Frohnert, um 1930. Privatbesitz

Peter Joseph Lenné. Ölgemälde von C. J. Begas, 1830. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Foto J. Anders

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Gartenkunst in Kamenz

„Jede Terrasse bietet neue Bilder; neue Blumenanlagen und Rasenteppiche, neue Laubengänge, neue Bassins, aus denen Meeresgottheiten die Wasser weit in die Luft schleudern, wo sie unter den Strahlen der Sonne ein buntes Spiel treiben und prächtige Farbenwirkungen hervorbringen.“
Franz Schroller: Schlesien, 1885 Glogau

Für die repräsentative Wirkung einer großen Schlossanlage wie Kamenz waren auch die Gartenanlagen von wesentlicher Bedeutung. Mit dem Entwurf wurde einer der namhaftesten Gartenkünstler des 19. Jahrhunderts beauftragt: der Königliche Preußische Gartendirektor Peter Joseph Lenné (1789-1866). Sein umfangreiches Schaffen umfasst Parkanlagen von Schlössern und Herrenhäusern, aber auch Volksparks und Stadtplätze in ganz Preußen und vielen anderen deutschen Königreichen und Herzogtümern. Wiederholt arbeitete er dabei mit Karl Friedrich Schinkel zusammen. Nachdem er für Prinz Albrecht und Prinzessin Marianne bereits um 1830 den Garten an ihrem Berliner Palais in der Wilhelmstraße entworfen hatte, erhielt er später auch einen Auftrag für Kamenz. Lenné besuchte das Schloss zum ersten Mal im Juli 1858, um vor Ort Pläne anzufertigen. Im September desselben Jahres bewilligte Prinzessin Marianne die Kosten für den Bau der oberen Terrasse.
Ein von Lennés Meisterschüler, dem späteren Berliner Gartendirektor Gustav Meyer (1816-1877), gezeichneter Schauplan zeigt die großartige Anlage. In mehreren Ebenen fallen mit Freitreppen verbundene Terrassen vom Schloss aus nach Südwesten ab. Nach dem Vorbild italienischer Villengärten wurden dafür die topographischen Gegebenheiten des Harthaberges genutzt und die Aussichten über das Neißetal bis in die Glatzer Berge wirkungsvoll mit einbezogen. Die Terrassen wurden ungewöhnlich reich mit Säulengängen, Brunnen und Schmuckpflanzungen in gotischen Motiven ausgestattet. Ein großes Bassin mit Fontäne bildet den Abschluss der Anlage auf der untersten Ebene. Gespeist wurden die Wasserkünste aus zwei Reservoirs oberhalb des Schlosses.
Die gartenkünstlerische Gestaltung beschränkte sich jedoch nicht auf die regelmäßig-geometrische Terrassenanlage, sondern verband diese nach den Prinzipien des „Gemischten Stils“ mit landschaftlichen Partien. Der Park soll unter der Leitung des Kunstgärtners Bernkopf aus Ullersdorf in der Grafschaft Glatz angelegt worden sein, der Einfluss Lennés und des Prinzen Albrecht des Jüngeren ist jedoch nicht auszuschließen. Das Schloss wurde in einen weitläufigen Landschaftspark mit Wiesen, Gehölzbeständen und Teichen eingebunden, der in einen Wildgarten überging. Das in der Schlossumgebung engmaschige Wegenetz bot dem Spaziergänger ständig wechselnde Bilder. Mehrere Anhöhen im Park wurden als Aussichtsplätze angelegt und mit Tempeln oder Pavillons versehen, darunter auch die „Albrechtshöhe“. Nach Lennés Tod 1866 führte Prinz Albrecht die Gestaltung der Gartenanlagen nach eigenen Vorstellungen weiter.

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Luftbild von Schloss- und Parkanlage, um 1930. Bundesarchiv, Koblenz

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Ansicht von Westen mit großer Fontaine. Ansichtskarte um 1910. Sammlung A. Franke, Berlin

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Gartenterrassen mit Blick zur ehemaligen Klosterkirche. Foto um 1870. Privatbesitz

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Planung der talseitigen Schlossterrassen. Kolorierte Bleistiftzeichnung von G. Meyer, um 1860. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

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Kamenz in Zeiten des Friedens

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