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Kriegsende in Polen. Aus: Dolny Śląsk, tom II., Poznań 1948.

Zug von Vertriebenen vor der Minoritenkirche in Glatz. Sammlung: Prof. Dr. Heinz Marx, Museum Haus Schlesien, Königswinter

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Vom deutschen Kamenz zum polnischen Kamieniec Ząbkowicki

„Ordnungsgemäße Überführung deutscher Bevölkerungsanteile
Die Konferenz erzielte folgendes Abkommen über die Ausweisung Deutscher aus Polen […]. Die drei Regierungen haben die Frage unter allen Gesichtspunkten beraten und erkennen an, daß die Überführung der deutschen Bevölkerung oder Bestandteile derselben, die in Polen […] zurückgeblieben sind, nach Deutschland durchgeführt werden muß. Sie stimmen darin überein, daß jede derartige Überführung, die stattfinden wird, in ordnungsgemäßer und humaner Weise erfolgen soll.“
Amtliche Verlautbarung über die Konferenz von Potsdam vom 17. Juli bis 2. August 1945

Das Fanal des Krieges, der Kamenz bisher unbehelligt gelassen hatte, rückte im Januar 1945 näher, als erste Flüchtlingstrecks eintrafen, die dem von der Roten Armee überrannten Oberschlesien kamen. 
Die nahende Bedrohung schürte in der Bevölkerung die Angst vor Exzessen der feindlichen Soldaten, wie sie mit dem „Massaker von Nemmersdorf“ in Ostpreußen (heute Majakowskoje im Kreis Kaliningrad) publik geworden waren. Da jedoch Karl Hanke, der Gauleiter von Niederschlesien, eine Flucht bis zum Januar 1945 verboten hatte, gab es nur wenige, die sich im Winter auf den eisigen Weg nach Westen machten. Stattdessen suchten viele Bewohner in den nahen Dörfern des Eulengebirges Zuflucht.
Nahezu kampflos zogen am 08. Mai 1945 sowjetische Truppen in Kamenz ein. Mit der bedingungslosen Kapitulation des deutschen Oberkommandos stand das Land nun unter Verwaltung der sowjetischen Militäradministration. In der Gemeinde wurde eine Kommandantur eingerichtet, doch blieb die Zivilbevölkerung dem Terror der Soldateska ausgesetzt – Misshandlungen und Vergewaltigungen waren an der Tagesordnung. Planmäßige Demontagen erfolgten, wie der Abbau von Bahnanlagen und des Elektrizitätswerkes. Zudem kam es zur willkürlichen Plünderung von Privathäusern, darunter auch der prinzlichen Verwaltung in der ehemaligen Klosterprälatur. Sie diente danach als sowjetische Soldatenunterkunft. Das Hohenzollernschloss brannte nach der Verschleppung vieler Kunstschätze im Februar 1946 bis auf die Außenmauern aus. 
Noch vor dem Potsdamer Abkommen und der Unterstellung der deutschen Gebiete östlich von Oder und Neiße unter polnische Verwaltung wurde schon Ende Mai eine polnische Gemeindeverwaltung eingerichtet. Diese entrechte die Einheimischen nahezu völlig. Privatbesitz wurde weitgehend beschlagnahmt und alle Deutschen mussten eine weiße Armbinde tragen, die mit einem „N“ für „Niemiec“ („Deutsche“) gekennzeichnet wurde. In die Häuser wurden polnische Zuwanderer einquartiert, zunehmend auch polnische Umsiedler. Offiziell „Repatrianten“ genannt, waren sie von der sowjetischen Administration aus den östlich der Curzon-Linie gelegenen Gebieten Polens vertrieben worden. In zahlreichen Häusern lebten Deutsche und Polen nun Tür an Tür. 
Ende Juli 1945 kam es zu ersten „wilden Vertreibungen“ in Protzan, Ende November dann in den Dörfern Alt-Altmannsdorf, Gallenau und Kamenz. Mit der systematischen Vertreibung der Deutschen aus Niederschlesien ab Frühjahr 1946 endete die rund 800-jährige kulturelle Kontinuität des Landes – aus „Kamenz in Schlesien“ wurde „Kamieniec Ząbkowicki“.

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Vertreibung der Deutschen aus Schlesien1946. Sammlung Museum Haus Schlesien, Königswinter

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Ruine des ausgebrannten Schlosses. Foto 1982, J. Szatkowska. Regionalny Ośrodek Badań i Dokumentacji Zabytków, Wrocław

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Flüchtlingstreck. Foto Mai 1945. Sammlung Rinke, Museum Haus Schlesien, Königswinter

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Repatrianten und Neubesiedlung

Bekanntmachung der polnischen Behörden 1945. Privatbesitz

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Säkularisation in Schlesien  © Dokumentations- und Informationszentrum für schlesische Landeskunde im HAUS SCHLESIEN 2010