titel_kamenz_3

Bernhard von Clairvaux. Glasfenster, Oberrhein, um 1450. Musée National du Moyen Âge, Paris

Zisterziensermönch. Aus: Almanach sämmtlicher Kloster- und Ritterorden mit ausführlicher Chronologie der schlesischen Klöster und Stifter, Breslau, 1845, Tafel 26

Vogelschau des Klosters Kamp. Kupferstich von E. L. Creite, 1747. Museum Kloster Kamp

bilder_kamenz3_1

Die Zisterzienser – Reformorden und Wegbereiter der Besiedlung Ostmitteleuropas

    „Im Bistum Langres liegt bekanntlich ein Kloster, Molesme mit Namen (…) Einundzwanzig Mönche zogen aus mit dem Vater desselben Klosters, nämlich Robert seligen Angedenkens; es drängte sie auszuführen, was sie gemeinsam beraten hatten und einmütig erstrebten. Nach vielen Mühen und übergroßen Schwierigkeiten, die alle erleiden müssen, die fromm in Christo leben wollen (…) kamen sie endlich zum Ziel ihrer Sehnsucht, nach Cîteaux, das damals eine schreckliche Einöde war.“ 
    Exordium Cistercii et Capitula
    (Bibliotheque nationale de France, Paris), übersetzt von Pater Dr. Edmund Muller, Abtei Himmerod

Als Wegbereiter der mittelalterlichen Ostkolonisation spielte der Zisterzienserorden eine große Rolle.
Er war 1098 durch Robert von Molesme (um 1028-1111) als Reaktion auf das zunehmend verweltlichte Leben der Benediktiner nahe dem burgundischen Ort Cîteaux gegründet worden. Im Umkreis der ersten „Zisterze“ entstanden bald die so genannten Primarabteien La Ferté, Pontigny, Clairvaux und Morimond. Straff organisiert und durch die Ordensverfassung, die „carta caritatis“, streng geregelt, breitete sich der Orden rasch über Europa aus. Bereits im Todesjahr des späteren Ordensheiligen Bernhard von Clairvaux (um 1090 – 1153) waren mehr als 350 Klöster entstanden. Bereits um 1300 gab es bis ins Baltikum und bis Siebenbürgen mehr als 700 Ordensniederlassungen, protegiert durch die jeweiligen Landesherren. 
Sie sahen in den „weißen Mönchen“ die geeignete Kraft, das Christentum zu stabilisieren, aber auch den Landesausbau der häufig dünn besiedelten Gebiete zu befördern. Schon früh hatten die Mönche, deren Ordensprinzip des „ora et labora“ gelebter Alltag war, sich zu Spezialisten in Land- und Forstwirtschaft sowie der Kultivierung von Sümpfen und Urwäldern entwickelt.
Der schlesische Zweig entstand über das Kloster Morimond, dessen Filiation Kamp am Rhein (heute Altenkamp) als erstes Zisterzienserkloster auf deutschem Boden 1123 gegründet wurde. Von hier aus entstanden 1129 Kloster Walkenried im Harz, drei Jahre später Pforta (heute Schulpforta) nahe Naumburg.
Auf den Ruf des Piastenherzogs Bolesław I. von Schlesien zog von Pforta aus ein Konvent nach Leubus an der Oder; das Kloster wurde 1175 bestätigt. 1222 wurden Mönche nach Mogiła bei Krakau entsandt, zeitgleich entstand aber auch mit Heinrichau die erste schlesische Filiation. Das unter Schutz Herzog Heinrichs I. stehende Kloster besiedelte 1292 das aufgelassene Benediktinerkloster von Grüssau nahe Landeshut. 1247 wurde Kamenz gegründet, das jedoch keine eigene Filiation ausbildete.
Vom kleinpolnischen Kloster Jędrzejów, einer nach 1140 entstandenen Filiation Morimonds, wurde nach 1255 das mit einem französisch-polnischen Konvent besetzte Rauden in Oberschlesien gegründet. Von hier aus entstand 1286 Himmelwitz, das kleinste der schlesischen Zisterzienserklöster.
Einziges Zisterzienserinnenkloster in Schlesien blieb das 1218 in den Orden inkorporierte Kloster Trebnitz, dessen erste Nonnen aus Bamberg kamen. Die Klosterstifterin, die später heilig gesprochene und als Landespatronin verehrte Hedwig, Gattin Herzog Heinrichs I., fand hier ihre letzte Ruhestätte.

bilder_kamenz3_2

Wappen des Mutterklosters Leubus in der Prälatur von Kamenz. Foto A. Franke, Berlin

bilder_kamenz3_3

Kollationsgang im Kloster Walkenried. Foto G. Jentsch, ZisterzienserMuseum Kloster Walkenried

bilder_kamenz3_4

Kreuzgang im Kloster Schulpforta. Foto B. Westermeyer, Landesschule Pforta.

Weiter mt
Das Zisterzienserkloster von Kamenz

Zisterzienserfiliationen
in Schlesien. Karte von H. Graml, Berlin

bilder_kamenz3_5

Säkularisation in Schlesien  © Dokumentations- und Informationszentrum für schlesische Landeskunde im HAUS SCHLESIEN 2010