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Blick auf die noch verputzte Klosterkirche von Kamenz. Foto um 1870, E. Voelkel, Glatz. Privatbesitz

Blick durch das Langhaus der Klosterkirche zum Chor. Foto um 1930. Katholische Arbeitsstelle. Herder-Institut, Marburg

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Barocke Prachtentfaltung der Gegenreformation

 „Die katholische Kirche
(…) Und noch weit mächtiger ist der Eindruck, den das Innere der Kirche auf Auge, Herz und Seele des Beschauers ausübt. Es ist auch nach dem letzten großen Brande [1817] wieder so einladend und freundlich, in manchen Beziehungen sogar noch würdiger und erhebender wie früher ausgestattet, so dass es gewiß jeden christlichen Besucher zur tieffsten Andacht stimmt, sobald er dieses Heiligthum betritt.“

Julius Peter: Frankenstein, Camenz und Wartha. Glatz 1885


Mit der Gegenreformation und der Überwindung der Folgen des Dreißigjährigen Krieges begann eine einzigartige Welle der Barockisierung von Klöstern und Kirchen. Neben den Breslauer Bischöfen war es der Jesuitenorden, der mit dem Umbau der Glatzer Pfarrkirche ab 1660 sowie der vor 1700 erfolgten Errichtung der Breslauer Matthiaskirche mit dem angrenzenden Universitätskomplex architektonische Maßstäbe setzten.
Dem standen die Zisterzienser nicht nach. Einer der ersten Ordensneubauten entstand mit der Wallfahrtskirche in Wartha, der Propstei des Klosters Kamenz. Abt Augustin Neudeck (reg. 1681-1702) ließ sie ab 1686 durch den Architekten Michael Klein (+1725) errichten.
Bereits 1665 war die Kamenzer Klosterkirche äußerlich instand gesetzt worden, wobei der gotische Bestand durch die frühbarocken Giebel ergänzt wurde. Zehn Jahre später begannen die Umbauarbeiten an der Klausur, 1681 wurde das neue Refektorium fertig gestellt. Daran schlossen die aus Bayern stammenden Baumeister Matthias Kirchberger und Simon Wiedemann die dreigeschossige „Prälatur“ an. Das anschließend geplante zweite Klosterquadrum wurde jedoch nie ausgeführt. Schließlich wurde über dem Kapitelsaal im Ostflügel eine Bibliothek eingerichtet, während die Mönche neue Zellen über dem aufgestockten südlichen Kreuzgangsflügel erhielten.
Unter Abt Gerard Woywoda (reg. 1702-1732) wurde auch das Innere der Kirche barockisiert. Aus der Hand des Bildhauers Christoph Königer stammt der 1704 aufgestellte mehrgeschossige Hochaltar. Die Altarblätter mit der Himmelfahrt und der Krönung Mariens schuf der bereits von seinen Zeitgenossen als „schlesischer Rembrandt“ titulierte Michael Willmann (1669-1706). Die figurale Ausstattung mit zum Teil überlebensgroßen Heiligen fertigte ebenfalls Königer in Zusammenarbeit mit dem einheimischen Bildschnitzer Anton Jörg. Zeitgleich entstanden der Abtsstuhl, zahlreiche Seitenaltäre, u. a. mit Altarblättern von Willmann und seinem Stiefsohn Johann Christoph Lischka, sowie die 1708 von Königer gefertigte Kanzel, deren Schalldeckel mit der Jakobsleiter eine figurenreiche Komposition bietet.
Zu den Höhepunkten barocker Plastik in Schlesien zählen zweifellos die zwischen 1709 und 1711 geschaffenen Skulpturen der 14 Nothelfer. Die ursprünglich in grau-blauer Marmorimitation, jetzt weiß staffierten Plastiken stammen aus der Hand des norwegischen Bildhauers Thomas Weisfeldt (um 1670-1721). Die zum Teil in expressiv übersteigerter Körperhaltung gewundenen Figuren akzentuierten einst die Mittelschiffspfeiler, erst bei den Renovierungsarbeiten ab 1990 wurden sie an die Umfassungsmauern der Seitenschiffe verbannt. 
 

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Entwurf für den Hochaltar; Federzeichnung, um 1700. Niederschlesisches Bildarchiv; Herder-Institut, Marburg

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Gewölbte Halle in der Prälatur des Klosters. Bleistiftzeichnung A. von Menzel, 1856. Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Berlin. Foto G. Lepkowsk

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Friedrich Bernhard Werner – ein Kind des Stiftslandes

Hl. Pantaleon von T. Weisfeld. Foto 1936. Niederschlesisches Bildarchiv; Herder-Institut, Marburg

Hl. Christophorus von T. Weisfeld. Foto 1936. Niederschlesisches Bildarchiv; Herder-Institut, Marburg

Hl. Isidor von T. Weisfeld. Foto 1936. Niederschlesisches Bildarchiv; Herder-Institut, Marburg

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Säkularisation in Schlesien  © Dokumentations- und Informationszentrum für schlesische Landeskunde im HAUS SCHLESIEN 2010