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König Friedrich II. von Preußen. Ölgemälde von A. Pesne, um 1750. Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Berlin

Überfall bei Baumgarten nach
einer Handzeichnung des Königs. Aus: „Eine wichtige Entscheidung über das Schicksal Preußens…“ von B. Zwiener, 1922

„Friedrich in der Kirche zu Camenz“. Holzstich von Ludwig Burger (1825-1884), 1866. Heimatkreisarchiv Frankenstein, Gütersloh

Eine Episode aus den Schlesischen Kriegen

„Wir haben hier die schönste Aussicht in Schlesien. Es ist die reizendste Gegend von der Welt“
Friedrich II. nach: Ferdinand Schreiber: Camenz in Schlesien und seine Umgebungen, 1841 Breslau

„Meine Herren, vergessen Sie den Patriotismus dieses Prälaten nicht“
Friedrich II. über Abt Tobias Stusche

Als Kaiser Karl VI. von Habsburg ohne männlichen Thronfolger starb, trat seine Tochter Maria Theresia die Erbfolge an. Legitimiert war sie durch seine 1724 erlassene „Pragmatische Sanktion“, doch blieb ihr die Anerkennung von mehreren europäischen Fürstenhöfen, darunter Spanien, Bayern und Sachsen, versagt. Friedrich II. von Preußen nutzte die Situation, um rechtlich umstrittene, zumal 1686 durch Brandenburg-Preußen aufgegebene Erbansprüche auf die schlesischen Herzogtümer Liegnitz, Brieg und Wohlau militärisch durchzusetzen. Am 16. Dezember 1740 marschierten seine Truppen in Schlesien ein. Im Zuge der Eroberung der Grafschaft Glatz erreichte Friedrich am 26. Januar 1741 Frankenstein. Auf einem Inspektionsritt nach Wartha am folgenden Tag kam es bei Baumgarten mit den Österreichern zu einem Scharmützel, in dessen Folge der König nur knapp einer Gefangennahme entkam. Er flüchtete sich in die Klosterkirche von Kamenz, wo ihm Abt Amandus Fritsch (reg. 1734-1742) Asyl gewährte. Mit ihm nahm Friedrich, in eine Mönchskutte gehüllt, an einem Chorgebet teil. Währenddessen durchsuchten feindliche Husaren die Abtei, konnten aber nur den königlichen Adjutanten gefangen nehmen.
Während des Zweiten Schlesischen Krieges erschien Friedrich erneut in Kamenz. Diesmal verlegte er sein Hauptquartier in das Kloster, dem inzwischen Tobias Stusche (1695-1757) als Abt vorstand. Friedrich freundete sich mit dem Abt an, speiste mit ihm – und zur Erbauung lustwandelte er im Konventgarten und entspannte sich mit Flötenspiel. Stusche wurde zukünftig durch den König protegiert, wie aus dem Briefwechsel hervor geht. So schrieb ihm Friedrich am 5. Januar 1746: „Ich halte mein gelübte und Schicke Ihm portzelan, Champagner und Stof zum potifizieren. Friedrich“. Aus besagtem Stoff ließ der Abt ein besonders schönes liturgisches Gewand fertigen, das so genannte „Königsornat“.
Schließlich wurde Stusche 1747 durch den preußischen König sogar in die Abtswürde des Klosters Leubus lanciert, während der habsburgfreundliche Abt Konstantin Beyer resignieren musste. Obwohl das mit den Ordensgesetzen nicht vereinbar war, ließ Stusche sich instrumentalisieren, erwies sich jedoch als unfähig, die Geschäfte beider Klöster angemessen zu führen. Während sich Friedrich noch lange nach Stusches Tod des „Besonders lieben, getreuen und würdigen Mannes“ erinnerte, musste das Kloster durch das Generalkapitel und die anderen schlesischen Zisterzienserklöster finanziell am Leben erhalten werden. Der endgültige Niedergang des Klosters war vorgezeichnet.

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 „Die Gefahr in Camenz“. Lithographie, 1847. Schlesisches Museum zu Görlitz

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Chorgestühl in der Kirche in der ursprünglichen Aufstellung. Holzstich, um 1880. Heimatkreisarchiv Frankenstein, Gütersloh

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Säkularisation in Schlesien

Ursprüngliche Aufstellung des Chorgestühls in der Klosterkirche. Zeichnung von B. Zwiener, Kamenz, 1922.

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Säkularisation in Schlesien  © Dokumentations- und Informationszentrum für schlesische Landeskunde im HAUS SCHLESIEN 2010