Ernst Friedrich Zwirner
Jugendjahre in Schlesien
Ernst Friedrich Zwirner wurde am 28. Februar 1802 im oberschlesischen Jacobswalde nahe Cosel geboren. Sein Vater Ernst Friedrich Traugott Zwirner, Hütteninspektor und Polizeidistriktkommissar, hatte mit seiner Frau Eleonore Helene Marianne Augustini insgesamt 12 Kinder. Ernst Friedrich war das vierte. Von 1816 bis 1819 besuchte dieser das Gymnasium in Brieg.
Die daran anschließende Ausbildung an der Bauschule in Breslau schloß er mit der Prüfung als Feldmesser ab, wie es seinerzeit für die Laufbahn der Baubeflissenen in Preußen vorgeschrieben war. Nach seiner einjährigen Militärzeit war er 1822 als Vermessungskondukteur in Breslau tätig und hatte die Aufgabe hydrotechnische Arbeiten am Oderstrom vorzunehmen.
Berliner Zeit
Bereits nach einem Jahr praktischer Tätigkeit zog es Zwirner nach Berlin, wo er ein Studium an der Bauakademie begann. Während dieser Zeit lernte er Karl Friedrich Schinkel kennen, der seinen weiteren Werdegang maßgeblich beeinflusste. 1828 schloss Zwirner das Studium als Baukondukteur ab.
Seine erste Aufgabe war die Leitung des Rathausbaus in Kolberg nach Plänen von Schinkel. Während dieser Zeit entwarf Zwirner auch das Universitätsgebäude in Halle, ferner wird ihm die Mitarbeit und Bauleitung an verschiedenen von Schinkel entworfenen Gebäuden zugeschrieben, wie zum Beispiel der reformierten Kirche in Kolberg oder dem Leuchtturm auf Kap Arkona.
Im Januar 1830 wurde Zwirner schließlich als Hilfsarbeiter bei der Oberbaudeputation in Berlin eingestellt und noch im gleichen Jahr zum Landbaumeister befördert. Um eine weitere Beförderung innerhalb des Amtes bemühte er sich vergeblich.
Der Weg nach Köln
Im Jahr 1833 erhielt Zwirner gleich zwei Berufungen: Die Stadt Magdeburg bot ihm die Stelle als Stadtbaurat an und die staatliche Bauverwaltung in Berlin die Leitung der Domrestaurierung in Köln.
Dass er schließlich nach Köln ging, ist wohl vor allem dem Einfluss Schinkels zuzuschreiben, der ihn offenbar für qualifiziert genug hielt, diese Aufgabe zu übernehmen. Zwirner selbst schrieb nämlich über seine Berufung nach Köln, dass er die Stelle damals weder gesucht noch gewünscht habe. Er fürchtete als Protestant in dieser Stellung auf Schwierigkeiten zu stoßen und bat, nicht nach Köln gesandt zu werden.
Nach einer letzten Reise in seinen Heimatort Jacobswalde, wo er sich von seiner Familie verabschiedete, trat er dann mit seiner jungen Frau Agnes Lehmann die Reise nach Köln an. Am 14. August 1833 übernahm er die Leitung der Dombauarbeiten in Köln, was fortan zu seiner Lebensaufgabe werden sollte.
Regierungs- und Baurat in Köln
Zwirner war 1833 von Berlin nach Köln berufen worden, um die Restaurierungsarbeiten am Dom zu leiten. Seit 1835 war er auch Landbauinspektor für das Gebiet östlich des Rheins, nahm diese Aufgabe jedoch nicht aktiv wahr, sondern wurde durch den Bauinspektor König in Bonn vertreten. So konnte er sich zunächst alleine den Arbeiten am Dom widmen.
Der Beschluss, den Dom zu vollenden, brachte Zwirner dann die Beförderung zum Regierungs- und Baurat. So unterstand er direkt der Oberbaudeputation und hatte Verwaltungsaufgaben wahrzunehmen sowie an Sitzungen teilzunehmen. Schon bald wurde er jedoch von diesen Aufgaben freigestellt.
Die Kölner schauten seinerzeit mit Bewunderung auf ihren Dombaumeister, was sie bei Ereignissen wie etwa seinem 25jährigen Dienstjubiläum zum Ausdruck brachten. Sein Engagement für die Arbeiter in der Dombauhütte und seine Bemühungen in Notfällen Hilfe zu organisieren, wurden sehr geschätzt, was zahlreiche Dankbriefe Betroffener, die von Güte und Dankbarkeit sprechen, belegen.
Architekt und Gutachter
Doch machte Zwirner sich nicht nur als Dombaumeister einen Namen, sondern auch als Architekt und Gutachter. Sein guter Ruf brachte ihm 1853 sogar eine Berufung ins Berliner Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten ein, die er aber ablehnte.
Auf den rheinischen Kirchenbau beider Konfessionen hatte Zwirner großen Einfluss. Für viele Kirchenbauten und Restaurierungen wurde sein Rat eingeholt, schrieb er Gutachten oder entwarf gar die Pläne. Sein bedeutendstes Werk neben dem Kölner Dom war die Apollinariskirche in Remagen, die zwischen 1839 und 1843 nach seinen Plänen errichtet wurde.
Auch eine Reihe von Profanbauten sind auf Zwirner zurückzuführen, darunter viele Stadthäuser und Villen, wie etwa Haus Wittgenstein in Roisdorf, aber auch Schlösser und öffentliche Gebäude, so zum Beispiel Schloss Herdringen oder ein Universitätsgebäude in Bonn. Daneben gestaltete er auch Denkmäler und Grabmonumente.
Anerkennung über den Tod hinaus
Am 22. September 1861 erlag Zwirner nach längerem Leiden einer Lungenlähmung. Nach seinem Tod erwiesen ihm die Kölner ein nie gesehenes Trauergeleit. Unter großer Anteilnahme wurde er auf dem Kölner Melatenfriedhof beigesetzt, wo er ein Ehrengrab der Stadt Köln erhielt.
Nachdem zu Beginn des letzten Jahrhunderts im Zuge der allgemeinen Geringschätzung der Neugotik und des Historismus insgesamt auch Zwirners Werk wenig gewürdigt wurde, bringt man ihm heute Anerkennung entgegen. 2007 wurde auch in seinem Heimatort Jakobswalde eine Ehrentafel eingeweiht.
Die Gedenktafel für Ernst Friedrich Zwirner in seinem Geburtsort Jakobswalde, heute Kotlarni.
Foto: Alfred Theisen, Görlitz
Ernst Friedrich Zwirner
Die Zwirnerstrasse im Kölner Süden. Foto: Frank Zenz
Kölner Dom heute