Ein schlesischer Baumeister im Rheinland
Ausstellung zum 150. Todesjahr von Ernst Friedrich Zwirner (1802-1861)

Eine Ausstellung des Dokumentations- und Informationszentrums
für schlesische Landeskunde
im HAUS SCHLESIEN
Königswinter-Heisterbacherrott

25. September 2011
bis 5. Februar 2012

anschließend

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Oberschlesisches Landesmuseum
Ratingen Hösel

12. Februar 2012
bis 29. April 2012

HausSchlesien

Nach mehr als 600 Jahren Bauzeit wird 1880 der Kölner Dom, das beliebteste Bauwerk Deutschlands und eine der monumentalsten Kirchen in Mitteleuropa, fertig gestellt.
Dass nach Jahrhunderte langer Bauunterbrechung der Dom im 19. Jahrhundert vollendet wurde, ist ganz wesentlich dem oberschlesischen Baumeister Ernst Friedrich Zwirner zu verdanken. In diesem Jahr jährt sich sein Todestag zum 150. Mal, was für HAUS SCHLESIEN Anlass ist, dem Leben und Werk Zwirners eine Ausstellung zu widmen.

Ernst Friedrich Zwirner wurde am 28. Februar 1802 in Jakobswalde als Sohn eines Hütteinspektors geboren. Im Anschluss an seine Gymnasialzeit in Brieg besuchte er zunächst die Bauschule in Breslau, bevor er nach einjähriger Militärzeit und einer kurzen Tätigkeit in Breslau 1823 sein Studium an der Berliner Bauakademie fortsetzte. Schon während seiner Ausbildung zog ihn Karl Friedrich Schinkel zu seinen Arbeiten hinzu. Nach erfolgtem Examen als Landbaumeister wurde er zum ständigen Mitarbeiter an die Oberbaudeputation ernannt. In diese Berliner Zeit fällt die Leitung des Rathausbaus in Kolberg sowie der Neubau der dortigen reformierten Kirche, die Mitarbeit an den Plänen für die Börse in Stettin und die Hochschule in Halle. Insgesamt jedoch ist von seiner Bautätigkeit vor seiner Zeit in Köln wenig überliefert.

Im Jahr 1833 erhielt Zwirner die Berufung nach Köln, wo er nach dem Tod Friedrich Adolf Ahlerts die Leitung der Domrestaurierung übernehmen sollte. Er stand dieser Ernennung zunächst skeptisch gegenüber, fürchtete er doch als Protestant im katholischen Köln größere Schwierigkeiten. Doch die anspruchsvolle Aufgabe mag ihn gereizt haben, und so zog Zwirner mit seiner frisch angetrauten Ehefrau noch im gleichen Jahr ins ferne Rheinland und nahm im August die Tätigkeit in Köln auf. In der Restaurierung und Vollendung des Kölner Domes sah Zwirner von nun an seine Lebensaufgabe.

Große Verdienste erwarb er sich um den Ausbau der Dombauhütte und die Ausbildung der Steinmetze, wodurch er die nötigen Voraussetzungen für die gigantische Herausforderung der kommenden Jahrzehnte schaffte. Neun Jahre hat Zwirner darum gerungen, die Arbeiten am Dom fortsetzen zu können. Im Januar 1842 beschloss Friedrich Wilhelm IV. den Weiterbau des Domes unter der Leitung Zwirners.

Sein nicht gerade großzügiges Gehalt, aber wohl auch sein guter Ruf ließen Zwirner neben seiner Tätigkeit als Dombaumeister in Köln auch immer wieder andere Aufträge annehmen. So tragen zahlreiche Bauwerke im Rheinland Zwirners Handschrift. Darunter befinden sich weitere Gotteshäuser wie die frühere Synagoge in der Glockengasse in Köln, oder die reformierte Kirche in Wuppertal-Ronsdorf und die bekannte Apollinariskirche in Remagen, zu der ursprünglich auch ein Schloss hinzu gebaut werden sollte. Auch Profanbauten, Grabmale und Denkmäler wurden auf der Grundlage von Plänen Zwirners erbaut oder umgestaltet, darunter Schloss Moyland, Burg Arenfels, Schloss Herdringen oder der Mäuseturm in Bingen.

Die Vollendung des Domes erlebte Zwirner nicht mehr, 1861 verstarb er in Köln und wurde unter großer Anteilnahme der Kölner Bevölkerung auf dem Melaten-Friedhof beigesetzt.

Die Ausstellung über Leben und Werk dieses großen schlesischen Baumeisters wird vom 25. September 2011 bis 5. Februar 2012 im HAUS SCHLESIEN gezeigt und durch ein umfangreiches Rahmenprogramm in Kooperation mit den Volkshochschulen Königswinter und Bonn ergänzt.

Silke Findeisen

Ernst Friedrich Zwirner

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