Die zisterzienserische Ordensregel verpflichtete die Klöster zur wirtschaftlichen Autarkie. Während die Hauptaufgabe der Chormönche der Gottesdienst war, fiel den Laienbrüdern (Konversen) überwiegend die Handarbeit zu. Die meisten Laienbrüder kamen aus niedrigen Gesellschaftsschichten. Ihre Arbeit war für die Zisterzienser unverzichtbar. Die Mönche schufen landwirtschaftliche Musterbetriebe, die sogenannten Grangien. Sie arbeiteten als Bauhandwerker, betätigten sich im Acker-, Obst- und Weinbau, im Wollhandel, in der Viehzucht, im Fischerei- und Mühlenwesen und erschlossen Sumpf- und Waldgebiete. Eine vorbildliche Bodenbewirtschaftung führte bald zu großem Wohlstand des Ordens. Die wertvollste Habe eines jeden Stiftes war sein ausgedehnter Grundbesitz.
Neben der landwirtschaftlichen Arbeit verrichteten die Mönche anspruchsvolle Tätigkeiten als Kaufleute und Verwalter der Wirtschaftshöfe (Grangien) und trugen so entscheidend zum wirtschaftlichen Erfolg des Ordens bei. 1224 lockerte der Orden die strengen Vorschriften und ging zum Patronats- und Zehntrecht sowie einem einträglichen Zinssystem über. Zur Förderung des Handels mit eigenen Produkten, als Ort der Repräsentation, zur Einziehung von Zinseinkünften und schließlich als Zufluchtsstätte bei Gefahr, erwarben die Abteien auch städtische Niederlassungen. So besaß Leubus Stadthöfe in Liegnitz und Breslau, die Abtei Grüssau ein repräsentatives Palais in Schweidnitz und ein Stadthaus in Landeshut. Heinrichau verfügte über Stadthöfe in Münsterberg, Neisse und Breslau. Die Abtei Kamenz ließ sich in Frankenstein und Glatz nieder, Rauden in Ratibor und Himmelwitz in Oppeln. Die Zisterzienserinnen von Trebnitz besaßen seit dem 13. Jahrhundert ein Haus mit Keller und Lagerräumen in Breslau.
Einige schlesische Zisterzen richteten im Zentrum ihrer entfernten Güterkomplexe Propsteien ein, d.h. vom Mutterkloster abhängige Filialen, mit einem vom Abt ernannten Mönch als Propst an der Spitze. Neben der Güterverwaltung dienten die Filialen auch der seelsorglichen Betreuung der Stiftsuntertanen.
Um ihre erzeugten Produkte abgabenfrei absetzen zu können, gründeten einige Klöster eigene Märkte. Leubus erhielt 1249 das Recht, den Ort Städtel-Leubus als Marktflecken auszusetzen, Kamenz erwarb um 1300 Rechte an Wartha und beteiligte sich hier am Fernhandel mit Böhmen. Das Kloster Trebnitz erhielt 1250 die Stadt Trebnitz. Grüssau, bei der Gründung bereits mit dem Marktflecken Liebau bedacht, erkaufte 1343 mit allen Rechten und Nutzungen das Städtchen Schömberg an der Grenze zu Böhmen.

 „Die Ordnung für Handarbeit und Lesung: Müßiggang ist der Seele Feind. Deshalb sollen die Brüder zu bestimmten Zeiten mit Handarbeit, zu bestimmten Stunden mit heiliger Lesung beschäftigt sein.“
Aus der Regel des heiligen Benedikt, 48,1
„Mönche als Handwerker: Bei der Festlegung der Preise darf sich das Übel der Habgier nicht einschleichen. Man verkaufe immer etwas billiger, als es sonst außerhalb des Klosters möglich ist, damit in allem Gott verherrlicht werde.”
 Aus der Regel des heiligen Benedikt, 57, 7-9

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Ansicht von Liebau, Stiftsstadt von Kloster Grüssau, Historische Postkarte. Slg. Haus Schlesien

Aus dem "Labora" der Zisterzienser: Steckborner Ofen, ehemalige Zisterzienserabtei Salem. Foto: Inge Steinsträßer

Residenz der Leubuser Äbte in Liegnitz am Kohlmarkt, heute Kupfermuseum. Bleistiftzeichnung von Elfriede Springer, in: Kupfermuseum Liegnitz (Hrsg.): Elfriede Springer (1886 – 1959). Leben und Werk, Liegnitz 2007

Palais der Grüssauer Äbte in Schweidnitz, heute Stadtbibliothek

Schönwalde, ehemaliges barockes Verwaltungsgebäude der Zisterzienser von Heinrichau. Foto: Josef Bögner

Portal der Pfarrkirche St. Maria Magdalena, Maifritzdorf, ehem. Stiftsdorf von Kloster Kamenz, Foto: Josef Bögner

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