Ausgewählte Stiftsstädte und -dörfer
13. – 21. Jh.
Schömberg, Baumgarten, Schlottau, Seitendorf
Schömberg (Kreis Landeshut)
Schömberg, gegründet um 1275, im Quellgebiet der Flüsse Bober und Zieder gelegen, gelangte 1343 für 280 Prager Groschen an das Kloster Grüssau. Im 16. Jahrhundert entwickelte sich die Leinen- und Tuchweberei. Der böhmische Landesherr bestätigte die Privilegien für einen Wochen- und einen Jahrmarkt. Unter Abt Bernhard Rosa erlebte die Leinenweberei einen blühenden Aufschwung, so dass ab 1698 Leinenmärkte abgehalten werden konnten. Es entstanden die Webersiedlungen mit den Holzlaubenhäusern der „Zwölf Apostel“ und der „Sieben Brüder Nach der Säkularisation entstanden in Schömberg drei Textilfabriken, 1913 waren noch 149 Hausweber nachgewiesen. Nach 1945 verlor Schömberg den Status einer Stadt und erlitt einen massiven Bedeutungsverlust.
Baumgarten (Kreis Frankenstein)
Baumgarten im Vorland des Eulengebirges wurde vermutlich während der Regierungszeit Herzog Heinrichs I. von Schlesien 1221 als Waldhufendorf gegründet und mit deutschen Kolonisten besiedelt. 1270 wird Baumgarten erstmals als Pfarrort erwähnt. 1398 erwarb das Kloster Kamenz den Dorfanteil der Familie von Seidlitz. Mit dem Kauf des Anteils der Familie von Reichenbach gelangte das Dorf 1683 vollständig in den Klosterbesitz. Nach der Säkularisation fielen die Baumgartener Besitzungen 1812 an das Haus Oranien und später an das Haus Hohenzollern.
Schlottau (Kreis Trebnitz)
In Schlottau an der Straße von Breslau nach Frauenwaldau besaßen die Zisterzienserinnen von Trebnitz bis zur Säkularisation ein Vorwerk. Seit 1592 nahmen sie das Obergericht über den Ort wahr. 1339 verlieh die Äbtissin Hedwig I. dem Dorf ein neues Marktrecht. Die wertvolle Schrotholzkirche stammt aus dem Jahre 1754 und gehörte von 1708-1810 zu den protestantischen Patronatskirchen von Trebnitz. 1811 schenkte König Friedrich Wilhelm III. das Dorf an den in den Befreiungskriegen verdienstvollen Generalfeldmarschall Gebhard Leberecht von Blücher (1742-1819).
Seitendorf (Kreis Frankenstein)
1703 gelangte das gesamte 1260 gegründete Waldhufendorf Seitendorf
in den Besitz des Klosters Heinrichau. Abt Heinrich III. Kahlert hatte bereits 1688 das Rittergut Seitendorf erworben. Unter Abt Tobias Ackermann wurde 1710 eine barocke Sommerresidenz erbaut. Die Pfarrkirche St. Michael, errichtet 1747-49, besitzt eine wertvolle Schiffskanzel. 1811 kam das Dominium Seitendorf in den Besitz des Barons von Röll, danach an den Frankensteiner Kaufmann Heinrich Cruci und 1825 durch Erbfolge an die Familie Dittrich, die das Gut durch mehrere Generationen bis zur Vertreibung 1946 bewirtschaftete.
„Im August gehe ich auf fünf Wochen als Pfarrer nach Schömberg, einem alten idyllischen Städtlein bei Grüssau, das früher dem Kloster gehörte. Wenn ihr einmal herkommt, schleppe ich euch gewiß dorthin. So was Spitzwegmäßiges gibt es nicht mehr. Der Pfarrer muß ins Bad, und so weide ich unterdessen seine 3600 Schäflein ganz allein. Das ist meine Sommerfrisch. Ich hab‘s lieber als das völlige Faulenzen. Dort kann ich tagsüber das alte Ratsarchiv durcharbeiten. Auf diesen Sommerplan freue ich mich schon das ganze Jahr.“
Brief P. Nikolaus von Lutterotti OSB, Abtei Grüssau, an seine Schwester Johanna in Bozen, Grüssau, 21. Juni 1929, Privatarchiv Martin von Braitenberg, Bozen.
Grüssauer Wappen am Pfarrhaus in Schömberg, ehem. Stiftsstadt von Grüssau. Foto: Roland Grisar
Pfarrkirche St. Laurentius, Baumgarten, ehem. Stiftsdorf von Kamenz. Foto: Josef Bögner
Schömberg, Weber-Siedlung 12 Apostel Foto: Heinrich von Lutterotti
Seitendorf, Pfarrkirche St. Michael, Schiffskanzel, ehem. Stiftsdorf der Abtei Heinrichau. Foto: Nicola Remig
Seitendorf, ehemalige Sommerresidenz der Äbte von Heinrichau. Foto: Nicola Remig
Schlottau, ehem. Stiftsdorf von Trebnitz, Schrotholzkirche.
Schlaup, ehem. Stiftsdorf der Abtei Leubus. Foto: Magdalena Maruck
Säkularisation in Schlesien © Dokumentations- und Informationszentrum für schlesische Landeskunde im HAUS SCHLESIEN 2010