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Die vier niederschlesischen Männerklöster Leubus, Kamenz, Heinrichau und Grüssau sind über Zwischenstationen in Walkenried/Harz und Pforta a.d. Saale ausnahmslos auf Kamp zurückzuführen. Als die weißen Mönche sich in Schlesien niederließen, bestand bereits im Südosten Polens das Kloster Jędrzejów, auf welches die beiden oberschlesischen Zisterzen Rauden und Himmelwitz zurückgehen. Das Zisterzienserinnenkloster Trebnitz hat seinen Ursprung in der Abtei St. Theodor in Bamberg.
Ausschlaggebend für die niederschlesischen Ordensgründungen war die Freundschaft der Mönche von Kloster Pforta mit dem Piastenherzog Boleslaus I. Dieser lernte die Zisterzienser im Exil in Altenburg/Thüringen kennen und besiedelte nach seiner Rückkehr nach Schlesien 1163 das Kloster Leubus mit Mönchen aus Pforta.
Trotz der enormen Entfernung von Burgund orientierten sich die schlesischen Zisterzienser bei der Anlage ihrer Klosterbauten streng an den Vorschriften des Ordens. Alle sieben Zisterzen – bis auf Himmelwitz – wurden bei der Gründung ausreichend ausgestattet, so dass sie unabhängig leben konnten. Die Klöster erhielten nicht nur Ackerflächen, sondern auch Dörfer mit Untertanen, die zu Diensten und Abgaben verpflichtet waren, dazu Pfarrpatronate, Gutshöfe, Zehnten, Zölle und Brachland zur Ansiedlung von Kolonisten.
Die Größe der schlesischen Konvente hing jeweils von den inneren klösterlichen Bedingungen und den politischen Umständen ab. Nach Kriegen, Naturkatastrophen, Raubüberfällen, insbesondere aber nach der Reformation, sank jeweils die Anzahl der Mönche. Rauden und Himmelwitz besaßen die zahlenmäßig kleinsten Konvente. Von Bedeutung war die Förderung des klösterlichen Schulwesens, das seit dem Mittelalter der Aus- und Fortbildung der Kleriker und Skriptoren, der Unterweisung der Söhne des Adels und des gehobenen Bürgertums galt und darüber hinaus begabten Schülern aus den Stiftsdörfern eine Ausbildungsmöglichkeit verschaffte. Eine wesentliche Rolle spielten hier die Zisterzienser von Grüssau, Leubus, Kamenz, Heinrichau, Rauden und Himmelwitz. Die an den Universitäten, vor allem in Krakau und Leipzig, studierenden schlesischen Zisterzienser entstammten in der Regel den Klosterschulen, die das Niveau eines lateinischen Gymnasiums besaßen. Alle schlesischen Stifte machten sich als Förderer von Kunst und Kultur verdient und engagierten namhafte Maler und Bildhauer zur künstlerischen Ausgestaltung der Klosteranlagen. Beweise für die reiche Liturgie- und Musikkultur, vor allem im Zeitalter der Gegenreformation und des Barock, sind aus allen sieben Klöstern belegt.

Zitat: „Klosteranlagen glichen kleinen Städten, denn alles für ein unabhängiges Leben Notwendige war in ihnen vorhanden, neben Kirche und Klausur auch Kranken-, Gäste-, Brau- und Backhaus, Mühle und Schmiede, fließendes Wasser zur Ver- und Entsorgung, oft auch ein Karpfenteich.“
Gisela Gooß/Jacqueline Hennig: Alle Brandenburger Zisterzienserklöster – eine kulturhistorische Wanderung, Berlin1997, S. 4.

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Grabplatte Boleslaus I. (1127 – 1201), Herzog von Schlesien. Aus: H. Luchs: Schlesische Fürstenbilder des Mittelalters, Breslau, 1872

"Prospect des Fürstlichen Stüffts Leubus, Cistercienser Ordens, in Nider Schlesien", Kupferstich von Friedrich Bernhard Werner, Augsburg, um 1740, Sammlung HAUS SCHLESIEN

Prospect des Stifts Heinrichau, Cistercienserordens in Ober-Schlesien, Kupferstich von Friedrich Bernhard Werner, Augsburg, um 1740

Blick von Norden in die barocke Klosteranlage von Kamenz. Kupferstich von F. B. Werner,
Mitte 18. Jhd. Sammlung Marsch, Hamburg

Kloster Trebnitz, Kupferstich von Friedrich Bernhard Werner, Augsburg 1737

Closter Rauden in Schlesien Rattiborischen Fürstenthums Cisterc. Ord. am Flüssel Ruda oder Rauda, Federzeichnung von Friedrich Bernhard Werner, Mitte 18. Jh.

Closter Chmelwitz (Himmelwitz) in Oberschlesien Oppelischen Fürstenthums Ordin. Cister., Federzeichnung von Friedrich Bernhard Werner, Mitte 18. Jh.

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Säkularisation in Schlesien  © Dokumentations- und Informationszentrum für schlesische Landeskunde im HAUS SCHLESIEN 2010