Nach Einziehen des Stiftes ergaben sich für Kloster und Ortschaft Leubus einschneidende Veränderungen. Mit dem Abzug der Mönche verschwand das weiße Ordensgewand aus dem Ortsbild. Die Stiftskirche blieb als Filialkirche der Pfarrei St. Valentin im Städtel Leubus für den Gottesdienst geöffnet. 1837 erfolgte die Übergabe der Jakobskirche an die protestantische Gemeinde von Leubus.
Wegen der Größe der Gebäude erwies sich eine dauerhafte Nutzung als außerordentlich schwierig. 1817 richtete die Provinzialregierung ein Landgestüt ein. 1830 wurde Leubus zum Standort einer Provinzial- Heil- und Pflegeanstalt für Geisteskranke. 1902-1910 errichtete die Provinz Schlesien im Städtel Leubus eine weitere Anstalt. Leubus erwarb sich auf dem Gebiet der Psychiatrie große Verdienste. Nach der Auflösung der Anstalt 1940 dienten die Klostergebäude als Lager für deutsche Bessarabien- und Bukowina-Umsiedler und wurden zu geheimen Rüstungszwecken genutzt.
Das Kriegsende 1945 brachte das Ende einer über 800-jährigen deutschen Besiedlung östlich von Oder und Neiße. Mit der Vertreibung der deutschen Bevölkerung und der Übernahme Schlesiens unter polnische Verwaltung wurden Kloster und Ortschaft Leubus umbenannt in Lubiąż. Bis 1950 war der vollständige Austausch von der deutschen Bevölkerung durch polnische Neusiedler vollzogen.
Die preußische Denkmalpflege hatte 1934-1937 in Leubus mehrere grundlegende Restaurierungen durchgeführt. Ein Teil der 1944 in Sicherheit gebrachten kostbaren Ausstattung fand nach Kriegsende neue Standorte in verschiedenen Warschauer Kirchen und im Nationalmuseum in Breslau.
Von 1945 bis 1950 diente Kloster Leubus der Roten Armee als Militärlazarett. Die noch verbliebenen Kunstschätze wurden völlig vernichtet. Die Grablegen der Äbte und der Piastenherzöge wurden aufgebrochen, die Fresken in den prunkvollen Räumen mutwillig beschädigt. Die Abtei Leubus, herrenlos und ohne Nutzungszweck, schien nach dem Abzug der Roten Armee dem Verfall preisgegeben.
Seit 1989 ist die privatrechtliche Stiftung Leubus (Fundacja Lubiąż) Eigentümerin der Klosteranlage und bemüht sich mit wirksamen Restaurierungsmaßnahmen um den Erhalt des barocken Ensembles. Im Sinne der Wahrung des gemeinsamen Kulturerbes arbeitet Haus Schlesien seit dem Jahr 2000 eng mit der Fundacja Lubiąż zusammen. Zahlreiche Sonderausstellungen zeugen vom Erfolg dieser Kooperation. Auch der 2003 gegründete Verein Leubus bemüht sich um Schutz und Erhaltung der Kulturgüter. Eine multifunktionelle Dauernutzung von Leubus ist nach wie vor wünschenswertes Ziel.

„Das gewaltigste und schönste Gebäude Schlesiens in seinem überragenden Kunstwert oben Altersheim und unten Zuckerfabrik!“ 
Aloysius Bollmann: : Die Säkularisation des Zisterzienserstiftes Leubus, Breslau 1932, S. 142

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Auf der Flucht. Foto: Sammlung Rinke, 1945

Irrenheilanstalt in Leubus. Lithographie nach einer Zeichnung von Adolph Müller, um 1860. Nationalmuseum Breslau

Die Klosterkirche heute. Foto: Nicola Remig, 2010

Dauerausstellungen von Haus Schlesien im Kloster Leubus, hier: Oder-Ausstellung, Foto: Jürgen Remig

Verein Leubus: Szene der jährlichen Inszenierung „Belagerung des Klosters“.
Foto: Małgorzata Jeżewska

Dacharbeiten an den Klostergebäuden im Herbst 2008. Foto: Nicola Remig

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