Während Abt Konstantin Gloger (1793-1810) noch im Herbst 1810 vergeblich versucht hatte, bei Kaiser Franz I. in Wien wegen des schwelenden Konflikts um Zirc Gehör zu finden, war die Aufhebung der Klöster in Preußen bereits beschlossen. Am 22. November 1810 empfing Gloger durch den Landrat des Kreises Münsterberg, Ernst Friedrich von Wentzky auf Bärwalde (1804-1848), die offizielle Nachricht vom Edikt des Königs. Die Aufhebung des Klosters betraf 39 schlesische und einen ungarischen Zisterzienser, der sich seit 1803 im Stift aufhielt. Abt Gloger strebte beim Kaiser zunächst eine Übersiedlung des Konvents nach Zirc an. Dies scheiterte jedoch am Widerstand der ungarischen Statthalterei in Buda. Obwohl Abt Konstantin bis zu seinem Tode 1814 Oberer von Zirc blieb, war den schlesischen Zisterziensern die Möglichkeit genommen, ihr Ordensleben weiterzuführen. Sie traten in den Dienst des Bistums Breslau über und betreuten noch jahrelang die ehemaligen Stiftspfarreien.
Kunstschätze, Archiv und Bibliothek wurden zum größten Teil an die staatlichen Museen in Breslau übergeben und die Klosterkirche zur katholischen Pfarrkirche umgewidmet.
Um in den vollständigen Besitz der klösterlichen Eigentumsrechte, Liegenschaften, Ansprüche und Effekte von Heinrichau zu gelangen, zwang die preußische Regierung Abt und Konvent zum Offenbarungseid. Die Mönche wurden verpflichtet, nach bestem Wissen und Gewissen Einblick in die wirtschaftlichen Verhältnisse der Abtei zu gewähren und eine lückenlose Übersicht über die Vermögenswerte vorzulegen. Bei Zuwiderhandeln drohten drastische Strafen. Einige Konventualen wagten es trotzdem, Teile des enteigneten Vermögens zugunsten sozialer und karitativer Zwecke abzuzweigen. So begründete P. Vinzenz Mattauschek in Krelkau ein Arme-Leute-Spital, das 1933-1945 selbst die Nationalsozialisten nicht anzutasten wagten. P. Konstantin Gloger, der Neffe des letzten Abtes, verkaufte vom verheimlichten Säkularisationskapital in Weigelsdorf das sogenannte „Pfarrgütel“ und vermachte dieses testamentarisch der Pfarrgemeinde.
Die Stiftsgüter Schönwalde mit Herzogswalde und Raatz mit Seitendorf wurden verdienten preußischen Generälen und Beamten übergeben. Die Wälder auf dem Eulengebirge verblieben wegen der in ihr liegenden Festung Silberberg beim Fiskus.
Alle übrigen Stiftsgüter, u.a. 15 Vorwerke, Gutsäcker, Weiden und Gewässer, Forsten und Wälder, Jurisdiktion, Brau- und Branntweinurbar, sämtliche Gebäude, Fischerei- und Jagdrechte, überließ König Friedrich Wilhelm III. im Jahre 1812 seiner Schwester Wilhelmine (1774-1834), der späteren Königin der Niederlande.

 „Es glückte ihm zwar eine Audienz beim Kaiser zu erhalten, doch wurde ihm durch deren Erfolg nicht allein die Rettungslosigkeit seiner Zirczer Angelegenheit klar, sondern auch die vom Monarchen an ihn gerichtete Frage „Was er zu Wien wolle; ob er denn nicht wisse, dass die Klöster in Schlesien binnen Kurzem aufgehoben werden würden? Er möge nach Hause eilen“, erfüllte den Abt Constantin mit so trüben Aussichten, mehr für das Stift Heinrichau als für das zu Zircz, dass er ohne letzteres zu berühren, nach Schlesien eilends zurückkehrte.“ (Wilhelm Pfitzner: Versuch einer Geschichte des vormaligen Fürstlichen Cistercienser-Stiftes Heinrichau bei Münsterberg in Schlesien“, Breslau 1846, S. 261.)

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Heinrichau Konventsgebäude. Foto: Nicola Remig

Heinrichau Luftaufnahme. Foto: Romuald M. Sołdek

Kaiser Franz II. nach seiner Kaiserkrönung. 1792. Wikipedia

Festung Silberberg, Stahlstich, 1842. Slg. Haus Schlesien

Heinrichauer Monstranz, in: Kloster Heinrichau.

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Kirche St. Bartholomäus in Weigelsdorf.
Foto: Arne Franke

Säkularisation in Schlesien  © Dokumentations- und Informationszentrum für schlesische Landeskunde im HAUS SCHLESIEN 2010