Trebnitz
1202-1810
Gründung der Hl. Hedwig – Patronin Schlesiens
Die Marktsiedlung Trebnitz erlangte ihre besondere Bedeutung im Jahre 1202, als Herzog Heinrich I. auf Anregung seiner Gemahlin Hedwig von Andechs-Meranien das erste Frauenkloster in Schlesien stiftete und mit Zisterzienserinnen aus St. Theodor in Bamberg besiedeln ließ. Die Gründungsurkunde vom 23. Juni 1203 bekräftigt, dass der Herzog das Kloster mit ausgedehntem Grundbesitz, Einkünften und Privilegien ausstattete, die später mehrfach erweitert wurden.
Herzogin Hedwig, bereits zu Lebzeiten heiligmäßig verehrt, verbrachte ihre Witwenjahre in Trebnitz. Sie widmete sich während ihres ganzen Lebens dem Wohle ihres Volkes und der Vertiefung des christlichen Glaubens. Nach ihrem Tod 1243 wurde sie in der Klosterkirche bestattet. Ihre Heiligsprechung erfolgte 1267 in Viterbo/Italien. Die Verehrung Hedwigs als Schutzpatronin Schlesiens, befördert durch die Zisterzienserinnen und die Piastendynastie, ließ Trebnitz zur bedeutendsten Wallfahrtsstätte Schlesiens anwachsen.
Die Klosterkirche, im romanischen Stil errichtet und 1219 geweiht, wurde 1741–1789 im Stil des Spätbarocks umgestaltet. Namhafte Künstler, u.a. Franz Joseph Mangoldt, Michael Willmann und Felix Anton Scheffler stellten hier ihr großes Können unter Beweis.
Im späten 13. Jahrhundert zählte der Konvent 120 Nonnen. Die Novizinnen kamen aus polnischen Adelsfamilien sowie aus dem Bürgertum der neu gegründeten deutschen Städte. Die Äbtissinnen entstammten bis 1515 meist der Piastenfamilie.
Dem Kloster wurden männliche Konversen zugeordnet, die ihre Gelübde der Äbtissin gegenüber ablegten. Die geistliche Aufsicht über das Zisterzienserinnenstift Trebnitz nahm die Abtei Leubus wahr. Durch geschickte Politik der Äbtissinnen entstand bis zum 15. Jahrhundert eine stattliche Grundherrschaft.
Unter dem Einfluss der Reformation geriet das Kloster in politische Auseinandersetzungen. Der Schwesternzwist zwischen deutschen und polnischen Nonnen um die Besetzung des Postens der Äbtissin führte zu erheblichen nationalen Spannungen, die sich auf Jahre bis auf höchste politische Ebene verlagerten. Die Krone Polens, der Kaiser und sogar König Karl XII. von Schweden als Schutzherr der protestantischen Sache vermochten den Konflikt nicht dauerhaft zu lösen. Die klösterliche Disziplin konnte erst durch Intervention und Reformen des Generalkapitels in Cîteaux wiederhergestellt werden. Verbesserte Einkünfte des Stifts ermöglichten 1726 den aufwändigen Neubau der Konventsgebäude. Die Hedwigswallfahrt blühte wieder auf, das Hedwigsgrab wurde 1679/80 im barocken Stil prunkvoll gestaltet.
„In Hedwig von Andechs und Schlesien ist das seltene Zusammentreffen von Hingabe und Führungskraft, von Selbstvergessenheit und Würde noch einmal unauslöschlich gelungen, bevor die der Neuzeit zustrebende leidenschaftliche Selbstsuche diese mittelalterliche Balance aufhob.“
Hanna-Barbara Gerl-Falkowitz: Hedwig von Schlesien (1174-1243) – im Spannungsfeld von Europa und Chistentum“, in: Hl. Hedwig, die Frau im Mittelalter und heute; Schriftenreihe der Guardini-Stiftung, Bd. 5, Berlin 1995, S.19.
Portrait Herzog Heinrich I., Gründer der Abtei Trebnitz, 19. Jh.. Foto: Roland Grisar
Closter Trebnitz der Jungfr- Cisterc-Ordens in Nieder Schlesien Fürstenthum Oels, Kupferstich von Friedrich Bernhard Werner, Augsburg, um 1750
Miniatur der Hl. Hedwig aus dem sog. Schlackenwerther Codex von 1353
Romanisches Westportal, 1230, König David und Königin Bathseba. Foto: Nicola Remig
Heiligsprechungsurkunde von 1267. Staatsarchiv Breslau
Detail am Grab der Hl. Hedwig in der Klosterkirche, Foto: Nicola Remig, 2009
Säkularisation in Schlesien © Dokumentations- und Informationszentrum für schlesische Landeskunde im HAUS SCHLESIEN 2010