Bereits mit der Übernahme der preußischen Staatsgewalt 1742 war Trebnitz wirtschaftlich unter Druck geraten. Als Gegenleistung für das freie Wahlrecht der Äbtissin sollte das Kloster vierteljährlich 1000 Gulden in Gold aufbringen.
Trotzdem war Trebnitz in seiner Existenz nicht gefährdet und galt nach Leubus als das zweitreichste Kloster Schlesiens.

Die Säkularisation der geistlichen Institute in Schlesien 1810 betraf auch die Stiftung der Hl. Hedwig. Über die Vorgänge und die Atmosphäre vor und nach der Aufhebung legte der Leubuser Zisterzienser P. Thomas Reinold, 1804 bis 1818 Kuratus an der Klosterkirche zu Trebnitz, seine Beobachtungen nieder. Reinold berichtete über das harte und rücksichtslose Vorgehen der Regierungsbevollmächtigten.
Im August 1810 war die letzte Fürstäbtissin, Dominika von Gillern (1789-1810), verstorben. Sie hatte sich während ihrer Regierungszeit durch großes karitatives Engagement ausgezeichnet. In Trebnitz errichtete sie ein neues Hospital für beide Konfessionen und ließ mehrere Schulen bauen. Nach ihrem Tode kam es nicht mehr zur Neuwahl einer Äbtissin. Die Amtsgeschäfte führte die Priorin Benedikta von Hoschek.

Durch den Sonderkommissar, Regierungsrat von Loen und in Anwesenheit des Stiftspropstes P. Carl Sommer OCist., nahm der Konvent am 20. November 1810 im großen Abteisaale das Aufhebungsdekret entgegen. Den Frauen wurde ein gemeinsamer Unterhalt bis zum 31.Dezember 1810 zugesagt. Danach sollten sie die Abtei räumen und für ihre eigene Unterbringung sorgen. Auf wiederholtes Bitten wurde ihnen schließlich der Aufenthalt im Stift bis Ostern 1811 erlaubt. Die Leubuser Patres in Trebnitz legten ihr Ordenskleid am 1. Januar 1811 ab, die Schwestern folgten ihnen am 13. Januar.
Im März 1811 wurde sämtliches Hausgerät meistbietend verkauft. Die Versteigerung, an der sich viele ehemalige Stiftsuntertanen beteiligten, nahm mehrere Tage in Anspruch. Wertvolle Bilder und Urkunden wurden nach Breslau ins Sandstift verbracht, 35 kostbare Bände der Bibliothek kamen in die Universitätsbibliothek. Von der ehemals großen Anzahl an Paramenten und Kultgeräten zeugt ein bei der Säkularisation vergessenes Bündel von Kelchvelen, mit den Jahreszahlen der Herstellung und den Namen der Ordensfrauen, die sie anfertigten.
Die Schwestern mussten das Kloster am 17. und 18. Mai 1811 endgültig räumen. Nur wenige verließen Trebnitz, die meisten mieteten sich in der Stadt bei Bürgern oder in den von den ehemaligen Stiftsbeamten geräumten Gebäuden auf dem Klosterplatz ein.

„Nur der Mensch, der aus eigener schmerzlichen Erfahrung gelernt hat, was es heißt, auf einmal unvermutet plötzlich aus seinen gewohnten glücklichen Verhältnissen herausgerissen zu werden, kann urteilen, welchen Eindruck dieses große Ereignis auf die Bewohner nicht nur unseres Stifts, sondern auch aller Stifte und Klöster Schlesiens gemacht haben muß. Wir glichen den Menschen, die auf einem lecken Schiff sorglos im unermeßlichen Weltmeer schlafen, die Gefahr des Todes nicht ahnen, als bis das Steuerruder zerbricht, der Sturmwind heult und die tosenden Fluten über das Schiff und die erschrockenen Menschen fürchterlich zusammenschlagen.“
Bericht P. Thomas Reinold OCist, zitiert nach: Kurt Engelbert: Aufsätze über Trebnitz und die Hl.Hedwig, Breslau 1934, S. 20.

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Zisterziensernonne. Kolorierter Kupferstich, Breslau, 1845

Grabplakette der Priorin Benedikta von Hoschek, Foto: Roland Grisar

Portrait der Fürstäbtissin Dominika von Gillern (1789-1810), Foto: Roland Grisar

Parament aus dem 19. Jh., Museum der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Karl Borromäus, Foto: Roland Grisar

C.F. Stuckart, Historische Ansicht von Trebnitz, 19. Jh., Slg. Haus Schlesien

Putto an der Fassade der Klosterkirche, Foto: Roland Grisar

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