Am 24. November 1810 erschien der für die Säkularisation zuständige Justizkommissar Wiesner aus Oppeln in Himmelwitz und verfügte im Namen des Königs die Aufhebung des über fünfhundertjährigen Stiftes. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich einschließlich des Abtes Eugen Stanitzka 21 Mönche im Kloster, die sämtlich aus Dörfern und Städten der Umgebung stammten. Sieben von ihnen waren auf den Gütern tätig, zwei wirkten als Kapläne in Tost und Slawentzitz, drei betreuten seelsorgerisch die Pfarrei Himmelwitz, einer befand sich als Beichtvater, Prediger und Lehrer (Confessarius) im Frauenkonvent zu Trebnitz, die übrigen waren alt, krank und gebrechlich, so dass sie nur selten in der Lage waren, am feierlichen Offizium teilzunehmen.
Prälat Stanitzka, geboren am 14. August 1743 in Groß-Strehlitz, empfing 1768 die Priesterweihe. Mehrere Jahre wirkte er als Confessarius der Zisterzienserinnen in Trebnitz, ehe er 1781 zum Abt gewählt wurde. Während seiner Amtszeit ließ er mehrere Baumaßnahmen in Himmelwitz und im weiteren Stiftsland durchführen, u.a. wurde ein neuer Bibliothekstrakt geschaffen und ein Brau- und Malzhaus errichtet. Der Sonderkommissar für die Einziehung der geistlichen Güter in Schlesien, Johann Gustav Gottlieb Büsching, bezeichnete bei seinem ersten Besuch in Himmelwitz am 14. Mai 1811 den Prälaten als „einen alten, ganz guten, etwas umständlichen Mann“, der ihm bereitwillig den Zugang zu Akten und Dokumenten gewährte. Abt Eugen erhielt nach der Aufhebung des Klosters von der Regierung eine jährliche Pension von 1200 Reichstalern zugesprochen. Er blieb als Pfarrer in Himmelwitz und widmete sich hier besonders dem Schulwesen. Die Abts-Insignien fielen nach seinem Tode 1821 den Erben zu, u.a. zwei goldene Ketten, drei Ringe und fünf Pektorale.
Auf Grund der Plünderungen durch die Mansfelder Truppen im Dreißigjährigen Krieg 1627 waren von der alten Stiftsbibliothek nur wenige Werke erhalten geblieben. Zehn kostbare Handschriften aus diesen Beständen kamen in die Universitätsbibliothek zu Breslau, darunter ein in Königgrätz entstandenes kostbares Missale aus dem Jahre 1424, welches von Abt Johann Nucius erworben worden war.
Die Urkunden des Stiftsarchivs, die sich im Staatsarchiv Breslau befanden, gingen 1945 wahrscheinlich verloren, ebenso die Akten der Spezialkommissionen der Säkularisations-Hauptkommission von 1810-14. Im Erzbischöflichen Archiv in Breslau befindet sich neben einzelnen Schriftstücken nur noch eine Akte über die Patronatspfarrei Sandowitz.

Der Chronist des Klosters Himmelwitz läßt seinem grimmigen Humor freien Lauf, wenn er in das Begräbnisbuch des Klosters schreibt: „Am 14. November 1810 starb das Stift Himmelwitz nach Mittag um 4 Uhr in einem Alter von mehr als 500 Jahren an dem Schlagflusse, versetzt von dem Königlich Preußischen ernannten Kommissario und Justizrat Wiesner aus Oppeln.“
Johannes Kopietz, Aus der Geschichte des fürstlichen Cistercienserstiftes Himmelwitz, Zeitschrift Oberschlesien, 10 (1911/12, S. 118-124).

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Klosterkirche, barocke Ausstattung.
Foto: Nicola Remig

Turmansicht Kirche. Historische Postkarte. Sammlung Haus Schlesien

Buch Klosterbibliothek

Ehemalige Klosterkirche von Osten. Historische Postkarte. Sammlung Haus Schlesien

Historische Postkarte mit Ansicht des Sandstiftes, heute Universitätsbibliothek. Nach Theodor Blätterbauer. Sammlung Haus Schlesien

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