Krieg, Flucht und Vertreibung – aus Leubus wird Lubiąż
Die Jahre der nationalsozialistischen Herrschaft im Deutschen Reich, die schließlich in der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges endeten, führten zu einschneidenden Veränderungen in Leubus. Mit der Verlegung des Gestüts nach Fürstenstein, Kreis Waldenburg, im April 1939, und der Besetzung des Klosters durch die Wehrmacht, begann eine schmerzliche Phase der Fremdnutzung zu politischen Zwecken. Im Jahre 1940 wurde die Anstalt für Geisteskranke aufgelöst. 1940-1942 brachten die nationalsozialistischen Behörden vorübergehend über 1000 deutsche Bessarabien- und Bukowina-Umsiedler im Klostergebäude unter. Belastend für Leubus wurde 1942 die Einrichtung zweier geheim tätiger Rüstungsbetriebe, die „Telefunken AG Berlin“ und die Firma „Schlesische Werkstätten Dr. Fürstenau & Co., G.m.b.H.“. Vor allem Zwangsarbeiter aus Luxemburg wurden hier unter katastrophalen Arbeits- und Lebensbedingungen zu Diensten verpflichtet. Die Einwohner von Leubus durften den hermetisch abgeriegelten Klosterbezirk nicht betreten, Abtei, Kirche und Pfarrhaus wurden geschlossen. Das Katastrophenjahr 1945 brachte das Ende einer über 800-jährigen deutschen Besiedlung östlich von Oder und Neiße. Mit der Vertreibung der deutschen Bevölkerung und der Übernahme Schlesiens durch Polen wurden Kloster und Ortschaft Leubus umbenannt in Lubiąż. Bis 1950 etwa war der vollständige Austausch der deutschen Bevölkerung zur polnischen Neubesiedlung vollzogen. Die deutsche Denkmalpflege hatte bereits 1944 Teile der kostbaren Ausstattung im Kloster Liebenthal und in der Heinzelbaude im Riesengebirge in Sicherheit gebracht. Diese geretteten Kunstwerke fanden nach Kriegsende neue Standorte in verschiedenen Warschauer Kirchen und im Nationalmuseum in Breslau. Von 1945 bis 1950 diente Kloster Leubus der Roten Armee als Militärlazarett. Die sowjetischen Soldaten fügten der Abtei und den beiden Kirchen schwerste Schäden zu. Die noch verbliebenen Kunstschätze wurden völlig vernichtet, darunter auch Teile des wertvollen Engelsgestühls. Die Grablege der Äbte und der Piastenherzöge wurde aufgebrochen, die Fresken in den prunkvollen Räumen auf der Suche nach Kostbarkeiten mutwillig beschädigt. Die Abtei Leubus, herrenlos und ohne Nutzungszweck, schien nach dem Abzug der Roten Armee am Ende zu sein. Eine zeitlang dienten die beiden Flügel der Prälatur dem Nationalmuseum in Breslau als Magazin. Notwendige konservatorische Maßnahmen konnten aus Geldmangel nicht durchgeführt werden. Kloster und Areal verfielen mehr und mehr.
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