Leubus an der Oder – erste zisterzienserische Gründung in Schlesien
Die Gründung des Klosters Leubus (lat. Abbatia Lubensis) ist eng mit der schlesischen Landesgeschichte verbunden. 1163 durch Piastenherzog Boleslaus I. mit Zisterziensern aus Pforta in Sachsen-Anhalt besiedelt, bestimmte die verkehrsgünstige Lage an der Oder, unweit der Fernstraße Leipzig-Breslau-Krakau (via regia), die günstige Entwicklung des Ortes. Die Gründungsurkunde von 1175 weist zahlreiche Privilegien auf, u.a. die Erlaubnis, auf klostereigenem Grund und Boden Deutsche anzusiedeln, die vom polnischen Recht befreit waren. Der polnische Naturalzehnt wich in den deutschen Siedlungen dem festen Zehnt. Die Sonderstellung von Leubus zeigte sich auch in der Unabhängigkeit von der bischöflichen Jurisdiktion.
Das Kloster wurde zum Ausgangspunkt einer intensiven Siedlungstätigkeit im östlichen Raum. Sein Einfluss auf den Landesausbau Schlesiens in wirtschaftlicher, spiritueller und kultureller Hinsicht war erheblich. Neben der Gründung verschiedener Tochterklöster, u.a. Mogiła bei Krakau (1222), Heinrichau (1227) und Kamenz (1249), erhielt Leubus die Aufsicht über das Zisterzienserinnenstift Trebnitz. Nach dem Mongoleneinfall 1241 gab es große Verwüstungen im Leubuser Stiftsland, dazu rechtliche und politische Unsicherheit in ganz Schlesien. Im 13. und 14. Jhdt. kam es immer wieder zu Veränderungen des Besitzes. Der Abt von Leubus errang im 14. Jhdt. die weltliche Herrschaft in den deutschen und den polnischen Dörfern und erhielt die volle Gerichtshoheit im ganzen Stiftsgebiet.
In den Hussitenkriegen wurde Leubus stark in Mitleidenschaft gezogen. Der Wiederaufbau gelang mit Hilfe des Mutterklosters Pforta. Papst Alexander VI. verlieh Abt Andreas Hoffmann 1498 die Pontifikalinsignien (Mitra, Stab, Ring). Der Abt erneuerte das Stift nachhaltig. Er ordnete die Einkünfte, löste zahlreiche Verpfändungen ein, vollendete 1508 die Stiftskirche und stattete sie mit vielen kostbaren Kunstgegenständen, Kultgeräten und Reliquien aus.
Im 16. Jahrhundert kam es infolge des Herrschaftswechsels zum Hause Habsburg zu verschiedenen Konflikten. Die Reformation sowie ein lang anhaltender Streit um die Exemtion mit dem Breslauer Bischof, stellten Kloster und Konvent vor neue Herausforderungen. Abt Matthäus Rudolf (1607-1636) rettete Leubus vor dem äußeren und inneren Verfall. Er löste verschiedene verpfändete Güter ein und sorgte für Gemäldeschmuck in der Klosterkirche. Einen herben Rückschlag brachte der Dreißigjährige Krieg. Kloster und Ortschaft Leubus wurden mehrfach geplündert und verwüstet, Abt und Konvent mussten nach Breslau fliehen.
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