titel_leubus_7
bilder_leubus7_2

Grabplatte Boleslaus I. (1127-1201); Herzog von Schlesien. Aus: H. Luchs: Schlesische Fürstenbilder des Mittelalters, Breslau, 1872

Engelsgestühl und 1936 errichtete Orgel. Fotografie, um 1940. Niederschlesisches Bildarchiv Herder-Institut Marburg

Das Engelsgestühl in der Klosterkirche. Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Museum Messbildarchiv

bilder_leubus7_1
bilder_leubus7_3

Fresko von Michael Willmann in der Fürstenkappelle, Foto: Romuald M. Sołdek

bilder_leubus7_4

Josephsaltar im nördlichen Querhaus. Fotografie, um 1940.

bilder_leubus7_5

Loretokapelle an der Nordseite der Klosterkirche. Foto: Arne Franke

bilder_leubus7_6

Blick in den Chor, Fotografie. Aus: H. Lutsch: Bildwerk schlesischer Kunstdenkmäler, Breslau, 1903

Weiter mt
Die Klosteranlage, der „Schlesische Escorial“

Die Barockisierung der Klosterkirche

„Er hat die Kirche von Grund auß vndt gäntzlichen ernewert, mit kostbahren Alteren, vndeinem kunstlich außgearbeiten Chor [=Engelsgestühl] geziehret, darein einen vielfältigen vndt höchst schätzbahren Ornath verschaffet, die Bibliothec mit [wertvollen] Büchern vermehret, die newe vnd, wie der augenschein an Tag giebt, sehr herrliche Abtey meistentheils aufgebawet.
         Chronik von Leubus über Abt Johannes IX. Reich

Der erste Bau der Klosterkirche St. Maria Himmelfahrt entstand bald nach der Ausstellung des Stiftungsbriefes im Jahr 1175. Der auf dem Grundriss eines lateinischen Kreuzes errichtete romanische Backsteinbau wurde 1208 erstmals urkundlich erwähnt.
Ein Jahrhundert später wurde die Basilika mit einem gerade abschließenden Umgangschor nach bernhardinischem Bauschema und einem kaum aus der Bauflucht heraustretenden Querhaus erweitert. Ab 1311 entstand an der Chornordseite die „Fürstenkapelle“ . Der für Schlesien einzigartige Bau auf kleeblattförmigem Grundriss wurde Grablege des Herzogs Bolesław III..
Schließlich wurde das romanische Langhaus bis etwa 1340 durch das ebenfalls dreischiffige, hochgotische Langhaus vollendet, das mit einer turmlosen Fassade die Basilika nach Westen abschloss.
Von der einstigen gotischen Innenausstattung der Klosterkirche blieb nach den Verwüstungen durch die Hussiten seit 1432 kaum etwas erhalten. Die im Chor eingelassenen Grabplatten der hier beigesetzten Piastenfürsten sind die einzigen künstlerischen Zeugnisse dieser Zeit. Auch die nachfolgende Renaissanceausstattung wurde durch die Plünderungen während des Dreißigjährigen Krieges weitgehend vernichtet. Doch schon bald danach leitete Abt Arnold Freiberger mit der Errichtung des markanten Dachreiters über der Vierung 1656 die Barockisierung der Klosterkirche ein. Unter seiner Ägide schuf Michael Willmann ab 1661 mit zwölf, etwa drei mal vier Meter messenden Gemälden den Zyklus der Apostelmartyrien.
Abt Johannes IX. Reich setzte den barocken Umbau mit der beidseitigen Erweiterung der Seitenschiffe der Kirche fort. Auch gab er bei dem Wiener Hofbildhauer Matthias Steinl das einzigartige „Engelsgestühl“ in Auftrag, das bis 1691 in den östlichen Langhausjochen aufgestellt wurde. Das Werk, das zum Besten schlesischer Barockplastik zählte, wurde reich mit Akanthusranken, fünfzig geschnitzten Putten und zehn musizierenden Engeln geschmückt, die sich über dem Gesims erhoben.
Schließlich ließen die Äbte Dominicus Krausenberger und Ludwig Bauch ab 1691 den Umgangschor umbauen, um dort zwei überkuppelte Kapellen einzurichten. Hinzu kamen zahlreiche Altäre, darunter auch der vermutlich von Willmann entworfene und mit zum Teil überlebensgroßen Skulpturen von Steinl besetzte Hochaltar.
1710 wurde dem nördlichen Querhaus eine Loretokapelle angefügt, deren hochbarocker Baukörper nach Außen mit einer reich gegliederten Fassade mit Kolossalsäulen, Skulpturennischen und Reliefszenen aus dem Marienleben abschließt.
 

Säkularisation in Schlesien  © Dokumentations- und Informationszentrum für schlesische Landeskunde im HAUS SCHLESIEN 2010