Die Klosteranlage, der „Schlesische Escorial“
Was ist Vergangenheit? Der Äbte Geist, des Herzogs Gunst beschworen die Vergänglichkeit, und über Gräbern blüht das Ewige, die Kunst! Und jedes Bauern Pflug gibt er Erinnerung Gestalt: Der weißen Mönche langer Zug belebt noch unsichtbar den Oderwald! Hans Niekrawietz
Um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert veränderte sich auch das Erscheinungsbild der Abtei, die mit den barocken Neubauten zu einer der bedeutendsten Klosteranlagen im Habsburgerreich, zum „Schlesischen Escorial“ wurde. Dabei wurde ab 1681 unter Abt Johannes IX. Reich dem noch weitgehend gotischen Kirchenbau eine Vorhalle mit zweitürmiger Westfront vorgelegt. Diese wurde in die sich über 223 Meter erstreckende, streng gegliederte Hauptfassade des Klosterkomplexes eingebunden, die vermutlich ein oberitalienischer Architekt entworfen hatte. Nördlich der Kirche entstand von 1681 bis 1699 die zweiflügelige Prälatur. Für das Refektorium im Hochparterre schuf Michael Willmann 1692 ein großes Fresko mit dem „Triumph des Tugendhelden über die Welt“. Künstlerischer Höhepunkt der Raumfolge ist der zweigeschossige, kurz vor 1740 vollendete Fürstensaal als größter und prächtigster Festraum Schlesiens. In diesem verschmelzen die durchlichtete Architektur mit den von Ignatius Albrecht Provisore geschaffenen Stuckdekorationen und Bildhauerarbeiten sowie dem knapp 400 m² großen Deckengemälde des Niederländers Christoph Philipp Bentum zu einer Apotheose des Hauses Habsburg. Im Süden der Klosteranlage befindet sich das vierflügelige Konventsgebäude, das unter Abt Balthasar Nitsche bis 1710 vollendet wurde. In diesem entstand neben den zum Teil reich stukkierten Wohnräumen für 50 bis 70 Mönche und dem nicht mehr erhaltenen Kapitelsaal das Sommerrefektorium. Bis 1733 wurde es mit Wand- und Deckenfresken des aus Bayern stammenden Malers Felix Anton Scheffler (1701-1760) dekoriert, u.a. mit dem Gemälde des Mittelplafonds mit der „Speisung der Fünftausend“. Darüber wurde 1737 der zweigeschossige Bibliothekssaal eingerichtet. Auch hier schuf Bentum mit dem großflächigen Deckenfresko, der „Glorifizierung des Wissens“, ein Meisterwerk schlesischer Barockmalerei. Vor dem Gebäudekomplex, in Richtung Oder, wurde eine Gartenanlage geschaffen. Hier ließ Abt Freiberger 1670 durch den Liegnitzer Bildhauer Matthias Knothe eine Mariensäule errichten, später ergänzt durch Gartenskulpturen von Franz Joseph Mangoldt. Westlich der Anlage entstand anstelle eines Vorgängerbaues des 13. Jahrhunderts ab 1696 auf kreuzförmigem Grundriss die Wandpfeilerkirche St. Jakobus. Sie stand Bediensteten des Klosters als Pfarrkirche zur Verfügung. Der klar gegliederte Raum erhielt einen großen Jakobsaltar mit dem heute verschollenen Altarblatt von Michael Willmann.
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