Preußische Landeshoheit - Niedergang und Säkularisation
Mit der preußischen Besitzergreifung Schlesiens im Jahre 1741 endete die Blütezeit von Kloster Leubus. Die militärischen Konflikte mit Österreich (Schlesische Kriege, 1740-1763) brachten Preußen in große finanzielle Nöte. König Friedrich II. legte den schlesischen Stiften und Klöstern drückende Abgaben auf und bereitete damit den Boden für einen schleichenden Niedergang. Der Staat erhob u.a. eine Grundsteuer von 65 % des katastermäßigen Ertrages und verpflichtete die Klöster zu einer Zwangsanleihe. Diese Maßnahmen trafen die Abtei Leubus schwer und führten schließlich zur Zahlungsunfähigkeit. Fortgesetzte steuerliche Auflagen, eine zunehmende Wirtschaftsreglementierung und Nachwuchssorgen beschleunigten den weiteren Verfall. Unrentable Industrieansiedlungen, u.a. Tuch- und Lederfabriken, Wein- und Maulbeerpflanzungen, führten in Leubus zu katastrophalen wirtschaftlichen Verlusten. Der Schuldenberg betrug schließlich 200.000 Reichstaler. Nur unter großen Anstrengungen gelang es, einen Teil der Lasten abzubauen.
Ungeachtet der toleranten Einstellung des preußischen Königs zur katholischen Konfession, machte sich in Schlesien eine deutliche Aufwertung des Protestantismus bemerkbar. Die katholische Kirche erlitt dadurch einen empfindlichen Machtverlust.
Nach der militärischen Niederlage von 1806, verpflichtete Frankreich den preußischen Staat im Frieden von Tilsit (1807) zu außergewöhnlich hohen Kontributionszahlungen. Zur Sanierung der Staatsfinanzen kam es durch königliches Edikt vom 30. Oktober 1810 in Schlesien, wie im übrigen Königreich Preußen, zur Aufhebung der Klöster. Kloster Leubus wurde am 21. November 1810 säkularisiert. Das Edikt verfügte die Einziehung sämtlicher Güter und des gesamten Vermögens als unwiderrufliches Eigentum „Seiner Königlichen Majestät von Preußen“. Jedes Mitglied des Konvents war von diesem Augenblick an als Privatperson zu betrachten und hatte in die Rechte und Pflichten eines jeden anderen Untertanen einzutreten. Der letzte Prälat, Gabriel Otto (1794-1810), musste die Insignien der geistlichen Obergewalt, Infulien, Stab und Siegel, abgeben.
Der enteignete große Grundbesitz der Abtei mit 59 Ortschaften, 32 landwirtschaftlichen Gütern und den dort ansässigen Betrieben wurde unverzüglich dem preußischen Staat zugeschlagen. Die reiche Ausstattung des Klosters, Bibliothek, Stiftsarchiv, 471 wertvolle Gemälde, liturgische Geräte, Paramente, Tafelsilber, Gobelins und Mobiliar gelangten überwiegend in die neuen staatlichen Sammlungen nach Breslau, einiges wurde leichtfertig verschleudert.
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