November, 2025
Die Grenzregion Oberschlesien befand sich zwar bis 1945 seit Jahrhunderten innerhalb des deutschgeprägten Kulturkreises, ein Großteil seiner Einwohner hatte jedoch – im Gegensatz zu den meisten Niederschlesiern – ebenso Bezüge
Die Grenzregion Oberschlesien befand sich zwar bis 1945 seit Jahrhunderten innerhalb des deutschgeprägten Kulturkreises, ein Großteil seiner Einwohner hatte jedoch – im Gegensatz zu den meisten Niederschlesiern – ebenso Bezüge zur polnischen Sprache und Kultur, jedoch nicht zwingend zur polnischen Nation. Nach der Westverschiebung Polens wurden viele von ihnen auch aufgrund dieser Tatsache nicht in den Westen vertrieben, sondern unter Zwang in die polnische Gesellschaft integriert. Sie ergriffen jedoch in vielen Fällen die im Laufe der Folgezeit gegebenen Möglichkeiten, nach Deutschland auszusiedeln – oft erst nach Jahrzehnten. Andere sahen für sich keine Perspektiven im Westen, fern von der Heimat. Viele, die in Oberschlesien blieben, zählen sich heute zu der seit 1991 anerkannten deutschen Minderheit, deren Siedlungsgebiet hauptsächlich in den Wojewodschaften Oppeln und Schlesien liegt.
„Bin ich Deutscher, bin ich Pole, vielleicht bin ich beides zugleich, oder einfach nur Oberschlesier?“, mit diesen Fragen setzen sich im Laufe ihres Lebens zweifellos sehr viele in die Bundesrepublik eingewanderte Oberschlesier auseinander. Gewiss tun dies ebenfalls viele der immer noch in Oberschlesien lebenden Menschen, deren familiäre Wurzeln seit Generationen in der Region liegen. Andere dagegen haben deutlich ausgeprägtere Vorstellungen über die eigene Identität und vertreten einen klaren nationalen Standpunkt. Die Gründe für diese unterschiedlichen Haltungen, die ebenso heterogen ausfallen, wie die Beweggründe der Betroffenen aus Oberschlesien auszusiedeln, sind in der komplexen Geschichte der deutsch-polnischen Grenzregion zu suchen. Während das Bekenntnis zur deutschen Kultur und Nationalität sowie das Bedürfnis der Wiedervereinigung mit in Deutschland lebenden Familienmitgliedern noch bis in die 1970er Jahre zu den wichtigsten Ausreisemotiven gehörten, kamen mit dem aufkommenden wirtschaftlichen Verfall in Polen zunehmend ökonomische Ursachen hinzu. Die Frage nach der eigenen Identität wurde zudem durch diverse Integrationsschwierigkeiten aber auch durch die Intensität der Bindung an die alte Heimat beeinflusst.
Das Seminar richtet sich vorrangig an (oberschlesische) Aussiedler, Spätaussiedler und deren Nachkommen sowie sämtliche Interessierte mit (familiären) Bezügen nach Oberschlesien. Die eingeladenen Wissenschaftler, Autoren und Kulturschaffenden werden sich während der zweitägigen Veranstaltung im Rahmen von Lesungen und Präsentationen aus unterschiedlichen (zum Teil persönlichen) Blickwickeln mit Themen wie Identität Oberschlesiens und der Oberschlesier, Integration und Anpassung in der BRD, Familie und familiäre Wurzeln sowie museale Darstellungsformen zum Thema Oberschlesien auseinandersetzen. Zudem sollen die Teilnehmer selbst die Möglichkeit erhalten, ihre Erfahrungen und Erlebnisse im Dialog auszutauschen.
Teilnahmegebühr: 145 € pro Person (1 Übernachtung mit Frühstück, 1 Mittag- und 1 Abendessen, Pausenversorgung mit Kaffee, Mineralwasser, Gebäck), ohne Übernachtung 90 € pro Person, für Mitglieder des Vereins HAUS SCHLESIEN 125 € bzw. 80 €.
Anmeldung unter 02244 886 231 oder kultur@hausschlesien.de
Fotos: Fiat Polski im OSLM, SHOS/OSLM, Monika Nonnenmacher; Aussiedler im Erstaufnahmelager, Bundesarchiv, B 145 Bild F079036-0033 / CC-BY-SA 3.0; Hindenburg OS, Sammlung HS; Propagandaplakat aus der Abstimmungszeit, Dauerausstellung HAUS SCHLESIEN; Paul Meixner.
Samstag, 15.11.2025 11:00 - Sonntag, 16.11.2025 16:00



