April, 2023
„Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann.“ Dieses Böckenförde-Diktum beinhaltet eine Staatsauffassung, die auf Kant zurückgeht und heute mehrheitlich in der Staatstheorie vertreten wird.
„Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann.“ Dieses Böckenförde-Diktum beinhaltet eine Staatsauffassung, die auf Kant zurückgeht und heute mehrheitlich in der Staatstheorie vertreten wird. Sie besagt, dass der Staat als Rechtsordnung nicht aus sich selbst heraus legitimiert werden kann. Rechtfertigende Gründe für geltendes Recht bestehen in äußerem Zwang: Die Befolgung von Rechtsvorschriften wird durch Strafandrohung legitimiert. Der Vortrag will im Unterschied zu dieser Rechtsauffassung aufzeigen, dass auch für eine Legitimierung von Recht aus sich selbst heraus argumentiert werden kann. Wenn man so will mit Kant gegen Kant. Der Ursprung von Recht, einer Rechtsordnung und damit eines Staates liegt im handelnden Subjekt selbst. Der Mensch muss nicht zum rechtlichen Handeln gezwungen werden. Er muss überzeugt werden. Dafür ist Bildung die beste Voraussetzung.
Prof. Dr. Hans-Ulrich Baumgarten, 1958 in Osnabrück geboren, studierte ab 1977 Germanistik, katholische Theologie und Philosophie in Freiburg/Br und Münster. 1991 promovierte er zu „Kant und Tetens. Untersuchungen zum Problem von Vorstellung und Gegenstand“ und 1997 habilitierte er sich mit dem Thema „Handlungstheorie bei Platon. Platon auf dem Weg zum Willen“ in Freiburg/Br.
Baumgarten ist seit Februar 2018 als Gruppenleiter (seit 2021 Abteilungsleiter) im Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW u. a. zuständig für die Kulturpflege der Vertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler. Zudem ist er außerplanmäßiger Professor für Philosophie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
Eintritt frei
Bild: Jean-Marc Nattier, 1790
Donnerstag, 27.04.2023 19:00