Zu Beginn des Jahres 1945 war Breslau neben Dresden die einzige noch unversehrte deutsche Großstadt – im Mai 1945 ein Trümmerfeld. Bereits im Sommer 1944 war die Stadt zur Festung erklärt worden. In den folgenden Wochen, waren Waffen organisiert, Lazarette vorbereitet und Nahrungsmittel eingelagert worden. Nur die Pläne zur Räumung der Stadt blieben in den Schubladen, bis es zu spät war.
Als die Rote Armee im Januar 1945 binnen weniger Tage bis zur Oder vorstieß, war keine Zeit mehr für eine geordnete Evakuierung der Zivilbevölkerung. Die Straßen waren bereits von durchziehenden Flüchtlingstrecks und Truppen verstopft, als Gauleiter Karl Hanke am 19. Januar schließlich den Räumungsbefehl gab. Auf den Bahnhöfen standen Menschenmassen, die die Reichsbahn nicht mehr in der Lage war aus Breslau hinaus zu befördern, da die in den Evakuierungsplänen hierfür vorgesehenen 100 Züge pro Tag nicht verfügbar waren. Somit waren die Bewohner gezwungen, sich bei eisigen Temperaturen zu Fuß auf den Weg zu begeben. Vor allem Kleinkinder und Alte waren den Strapazen des langen Marsches und der Kälte nicht gewachsen und überlebten die Flucht häufig nicht
Während Frauen, alte Menschen und Kinder die Stadt verlassen mussten, wurde allen tauglichen Männern zwischen 16 und 70 Jahren die Flucht verwehrt. Sie bekamen den Befehl, sich dem Volkssturm anzuschließen und die Stadt bis zum Letzten zu verteidigen. Obwohl rund 700.000 Menschen in den letzten Januar- und ersten Februartagen geflohen waren, befanden sich noch rund 200.000 Zivilisten in der Stadt, als sich in der Nacht vom 15. auf den 16. Februar der Ring um Breslau schloss.
In den folgenden Wochen und Monaten entspann sich ein verbissener Straßenkampf, bei dem sich die Front Haus um Haus von Süden und Westen auf das Zentrum zubewegte und das eingeschlossene Stadtgebiet immer kleiner werden ließ. Die verheerenden Zerstörungen der Wohnviertel und Kulturdenkmäler waren jedoch nicht nur auf den Beschuss und das Bombardement durch den Feind zurück zu führen sondern auch den Verteidigern, die selbst zahlreiche Häuser in Brand setzten oder mit Sprengladungen versahen, um die Russen am weiteren Vordringen zu hindern. Die Verteidigung der Festung wurde über alles gestellt – ohne Rücksicht auf Menschen, Bauten oder Kunstschätze.
Die Schlacht um Breslau dauerte mehr als 80 Tage. Die Aufgabe der Festung erfolgte erst vier Tage nach der Kapitulation Berlins. Wider aller Vernunft und Aussicht auf Erfolg wurde Breslau bis zum bitteren Ende verteidigt. Die traurige Bilanz waren zehntausende Tote, eine zu 70 Prozent zerstörte Stadt und der unwiederbringliche Verlust zahlreicher Kulturschätze. Gauleiter Hanke selbst war einen Tag vor Aufgabe der Festung nach Hirschberg ausgeflogen.