„No man hath greater love than he who layeth down his life for his enemy“ (Niemand hat grössere Liebe, als wer sein Leben hingibt für den Feind), so steht es auf einem Gedenkstein, der im Eingangsbereich des Soldatenfriedhofs bei Hürtgen steht. Aufgestellt haben ihn im Oktober 1994 Veteranen der 22. US-Infanterie-Division für den deutschen Leutnant Friedrich Lengfeld.
Der Ehrenfriedhof liegt inmitten des einstigen Kampfgebietes zwischen Aachen, Düren und dem Hohen Venn. Die Schlacht im Hürtgenwald, die von September 1944 bis Februar 1945 andauerte, forderte unzählige Opfer. Die amerikanische Führung hatte mit einem zügigen Vorstoß von der Grenze zwischen Aachen und Monschau bis zum Rhein gerechnet. Doch das unwegsame und dicht bewaldete Gelände erleichterte der Wehrmacht die Verteidigung und verhinderte ein schnelles Vordringen der US-Armee.
Friedrich Lengfeld war 1921 in Grunwald, nahe Bad Reinerz in der Grafschaft Glatz geboren worden. Er war bei verschiedenen Kriegseinsätzen in Russland mehrfach verwundet worden, bevor er der 1944 in Frankreich aufgestellten 275. Infanterie Division zugeteilt wurde. Als Kompaniechef der 2. Kompanie des Füsilierbataillons kämpfte Lengfeld in der sogenannten „Allerseelenschlacht“ um die Ortschaft Schmidt an vorderster Front.
Am 12. November 1944 war ein amerikanischer Soldat in das Minenfeld „Wilde Sau“ in der Nähe des Forsthauses Hürtgen geraten und rief – offensichtlich schwerverwundet – um Hilfe. Lengfeld befahl seinen Posten, nicht zu schießen, wenn amerikanische Sanitäter versuchen sollten, den Verletzten zu bergen. Doch die Hilfe blieb aus und so veranlasste Lengfeld die Aufstellung eines Bergungstrupps, den er selbst anführte. Als er den verletzten Amerikaner fast erreicht hatte, trat er selbst auf eine Mine, die explodierte und ihn lebensgefährlich verletzte. Er wurde zum nächstgelegenen Verbandsplatz gebracht, erlag aber noch am selben Tag seinen Verletzungen. Beigesetzt wurde Lengfeld auf dem Soldatenfriedhof in Düren-Rölsdorf.
Rund 12.000 deutsche und tausende amerikanische Soldaten ließen bei den Kämpfen im Hürtgenwald ihr Leben. Am Ende des Zweiten Weltkrieges bot sich hier ein Bild des Grauens, die Dörfer verlassen, Felder und Wiesen verwüstet, der Wald verbrannt und das ganze Gelände vermint. Nach Abschluss der Aufräumarbeiten wurde Anfang der 1950er Jahre nördlich des besagten Minenfeldes „Wilde Sau“ ein Soldatenfriedhof errichtet, auf dem 3001 Soldaten bestattet wurden, unter ihnen auch 13 Polen.
Lengfelds Versuch den verwundeten Feind zu retten, galt zu seiner Zeit als Verrat und ist heute als ein Zeichen der Humanität inmitten der bestialischen Grausamkeiten des Krieges zu werten. Die US-Veteranen haben diese Menschlichkeit 50 Jahre später mit der Aufstellung des Gedenksteins entsprechend gewürdigt.