„Sie können mir glauben das es für mich so unfaßbar war wie führ Sie“ mit diesen Worten versucht ein Kamerad des 19jährigen Heinz Mährle, seiner Fassungslosigkeit über den Tod des jungen Soldaten dessen Eltern gegenüber Ausdruck zu verleihen. Er schreibt weiter „ich konnte es nicht glauben weil ich doch im Bunker neben ihm gesessen hatte.“ Er selbst hatte verletzt überlebt und im Lazarett in Porchow (Oblast Pskow) vom Tod des Kameraden erfahren.
In einer kurzen förmlichen Mitteilung hatte der Schwadronsführer die Eltern am 5. September 1942 vom „Heldentod“ ihres Sohnes in Russland unterrichtet. Heinz war zu diesem Zeitpunkt seit rund einem halben Jahr Soldat. Der am 19. Januar 1923 in Rudolfswaldau Kreis Waldenburg Geborene hatte nach seinem Schulabschluss im Sommer 1939 eine kaufmännische Ausbildung bei der Textilfabrik Euleteppich in Dörnhau/Wüstegiersdorf absolviert. Kaum hatte er das Zeugnis der Industrie- und Handelskammer Schweidnitz in der Hand, musste der 18-Jährige seiner sechsmonatigen Arbeitspflicht beim Reichsarbeitsdienst nachkommen und anschließend zum Militärdienst. Schon wenige Wochen später, nach kurzer Grundausbildung, war er in Russland im Einsatz. Einige Feldpostbriefe an seine Familie geben Zeugnis von dieser Zeit.
Seinen wohl letzten Brief hatte er am 26. August an die Eltern und Geschwister geschrieben. Darin berichtete er unter anderem, dass er seit kurzem MG-Schütze sei. Es ist wohl das letzte Lebenszeichen, dass die Eltern von ihrem Sohn erhalten. Es erreicht sie vermutlich zu einem Zeitpunkt, zu dem er bereits tot ist. Denn, wie der Todesnachricht zu entnehmen ist, ist er „in schwerem Abwehrkampf am 31. August vor dem Feind geblieben“.
Die sehr sachliche Mitteilung seitens des Militärs scheint den Eltern in ihrer Trauer um den gefallenen Sohn nicht ausgereicht zu haben. Die Frage, wie er ums Leben gekommen ist, hat sie anscheinend so sehr bewegt, dass sie sich an seinen Kameraden gewandt haben. Dies jedenfalls ist dem Brief des gleichaltrigen Soldaten vom 23. November 1942 zu entnehmen. Der junge Mann ringt in seinem Schreiben erkennbar um Fassung, dass er seinen Kameraden, mit dem er sich manches Mal die„ letzte Zigarette geteilt“ hatte, verloren hat. Dem Brief ist zu entnehmen, dass Heinz Mährle seit dem 28. August mit eben jenem Kameraden „in Stellung“ gegangen war. „Die ersten beiden Tage war es ziemlich ruhig. Am 30. August auf den Sonntag erhielten wir schweres Artilleriefeuer […] Plötzlich 2 Granateinschläge sodaß wir in Deckung gehen mußten. Der 3. Schuß war ein Volltreffer dann wurde es dunkel um mich.“
Heinz Mährle, ein junger Mann, der das Leben noch vor sich hatte, hatte seinem Kameraden oft „von der Heimat erzählt und keiner hatte ans sterben gedacht“…