Das gewebte schlesische Wappen ist eines von rund 8.000 verschiedenen Abzeichen, die zwischen 1933 und 1943 vom Winterhilfswerk (WHW) herausgegeben wurden, um die Bevölkerung zum Spenden zu motivieren. Diverse Motivserien aus unterschiedlichen Materialien wurden im Laufe der Jahre entworfen und sollten dazu anregen, zur Vervollständigung der Sammlung regelmäßig zu spenden. Nicht zuletzt durch den Verkauf dieser Abzeichen wurde das WHW zu einer der bekanntesten, im Alltag präsenten Organisationen während der Zeit des Nationalsozialismus.
Die Spendensammlungen des WHW sollten zunächst bei der Bekämpfung der materiellen Not der von Arbeitslosigkeit und Armut Betroffenen helfen und dadurch zur inneren Stabilisierung des NS-Regimes beitragen. Im Zweiten Weltkrieg unterstützte es – nun unter der Bezeichnung Kriegs-Winterhilfswerk (KWHW) – die durch den Krieg in Bedrängnis Geratenen, insbesondere Kriegsbeschädigte und -hinterbliebene.
Unter dem Motto „Kampf gegen Hunger und Kälte“ hatten Hitler und Goebbels im September 1933 das erste Winterhilfswerk eröffnet. Zwar waren bereits zuvor von den freien Wohlfahrtsverbänden organisierte Sammelaktionen durchgeführt worden, doch waren die Spendensummen vergleichsweise bescheiden ausgefallen. Das WHW hingegen sammelte bereits im ersten Winter 358 Millionen Reichsmark. Die Summe steigerte sich von Jahr zu Jahr bis auf mehr als 1,5 Milliarden im Kriegswinter 1942/43.
Die Spendengelder wurden zum einen durch Haus- und Straßensammlungen erzielt, bei denen Angehörige fast aller NS-Organisationen sowie Schüler und Studenten als ehrenamtliche Helfer mit der Sammelbüchse von Haus zu Haus gingen. Zum anderen, weitaus größeren Teil kamen sie durch Sach-, Steuer- und Geldspenden zusammen. Dazu zählten Einnahmen aus Lotterien und Kulturveranstaltungen sowie vom Eintopfsonntag – während des Krieges in Opfersonntag umbenannt. Die Bevölkerung war angehalten, zwischen Oktober und März an jedem ersten Sonntag im Monat Eintopf statt Sonntagsbraten zu speisen und das dadurch eingesparte Geld dem WHW zu spenden. Darüber hinaus wurde den Arbeitern eine „freiwillige Spende“ in Höhe von 10% der Lohnsteuer gleich vom Gehalt abgezogen. Spendenunwillige mussten mit Sanktionen rechnen.
Obwohl die Zahl der Bedürftigen mit der zurückgehenden Arbeitslosigkeit abnahm, wurde das Winterhilfswerk im Sinne der Erziehung der Bevölkerung zur Opferbereitschaft und zur Stärkung der Volksgemeinschaft beibehalten. Dem nationalsozialistischen Regime brachte es den Vorteil, dass es die Ausgaben für Sozialleistungen reduzieren und das gesparte Geld in die militärische Aufrüstung investieren konnte.
Die ständigen Aufrufe zur Spende und die Gerüchte darüber, dass diese nicht die Bedürftigen erreichten, schürten mit der Zeit Unmut und führten dazu, dass die Abkürzung WHW im Volksmund in „Wir hungern weiter“ oder „Waffenhilfswerk“ umgedeutet wurde.