KULTUR AUF REISEN
Schlesien ist mit kulturellen und landschaftlichen Höhepunkten reich gesegnet. Städte wie Breslau, Neisse oder Hirschberg faszinieren durch ihre Geschichte, historischen Bauwerke und das moderne pulsierende Leben. Wallfahrtsorte, Schlösser, Herrenhäuser und Burgruinen laden jeden Reisenden zur Besichtigung ein. HAUS SCHLESIEN versucht, mit einem wechselnden Reiseangebot den zahlreichen Sehenswürdigkeiten von Schlesien gerecht zu werden.
Studienreise 2024
Prag und Breslau – „Kunstkammer“ und „Blume“ Europas – kulturhistorische Spuren und musikalische Impressionen zwischen Moldau und Oder
Kooperation von HAUS SCHLESIEN Königswinter und dem Netzwerk Ludwig van B. Bonn
Leitung: Nicola Remig, HAUS SCHLESIEN, Dr. Inge Steinsträßer, Bonn und Dr. Solveig Palm, Bonn
Bei Rückfragen 02244 886 232.
Zeitraum: Donnerstag, 30.5. (Fronleichnam) bis Freitag 7.6.2024
Reiseagentur: INTERCONTACT Gesellschaft für Studien- und Begegnungsreisen mbH
Änderungen vorbehalten.
Prag und Breslau haben vieles gemeinsam, vor allem eine über Jahrhunderte währende historische Verbindung, die im Westen Europas weniger bekannt ist. Der Name Breslau, das alte Wratislawia, polnisch Wrocław, geht auf den böhmischen Herzog Vratislav I. (10. Jhdt.) zurück. Zwischen dem 14. und 18. Jhdt. stand Schlesien unter der Herrschaft der böhmischen Krone, ehe es eine preußische Provinz wurde und heute zu Polen gehört.
Prag, die Hauptstadt Tschechiens, zieht stets seine Besucher in ihren Bann! Die Wirkung geheimnisvoller Gassen, verwunschener Gärten, von prächtigen Adelspalästen, ein Gang über die Karlsbrücke, der alles überragende majestätische Burgberg, (Hradschin) mit dem Veitsdom, die Altstadt mit dem historischen Rathaus, der Wenzelsplatz, das unzerstörte jüdische Viertel und die zweite Burg, der Vyšehrad, am rechten Ufer der Moldau, lassen Gegenwart und Vergangenheit zu einer Einheit verschmelzen.
Friedrich (Bedřich) Smetana (1824-1884), hat in seiner berühmten sinfonischen Dichtung „Die Moldau“ den Lauf des Flusses nachgezeichnet und seinem Heimatland damit ein bleibendes musikalisches Denkmal gesetzt. Anlässlich der 200. Wiederkehr seines Geburtstages widmen wir uns auf der Reise seinem Werk und anderen in Prag tätigen Komponisten und Künstlern wie Mozart, Beethoven, Antonin Dvořak. Darüber hinaus gewinnen wir Einblicke in das literarische Prag, im Mittelpunkt steht der gebürtige Prager Franz Kafka (1883-1924), dessen 100. Todestag sich 2024 jährt.
Prag besitzt eine beträchtliche Anzahl bedeutender Kirchen, Kunstschätze und Museen, die der Stadt auch den Beinamen „Kunstkammer Europas“ einbrachte.
In Breslau machen sich die Spuren der langen böhmisch-habsburgischen Geschichte nach wie vor im Stadtbild bemerkbar, vor allem im prächtigen barocken Universitätsgebäude, der Leopoldina und im ehemaligen Kloster der Kreuzherren mit dem Roten Stern, heute Bibliothek Ossolineum.
Der Mittelpunkt Schlesiens als altes Handelszentrum zwischen Prag, Wien, Budapest, Warschau und Berlin, spiegelt 1000 Jahre wechselvoller Ereignisse in Europa wider. Abwechselnd unter polnischer, böhmischer und preußisch-deutscher Herrschaft stehend, prägten alle drei Kulturen das Bild der Stadt, aber auch religiöse Vielfalt, sowie Gegensätze zwischen Katholiken, Protestanten und Juden. Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges, dem umwälzenden Bevölkerungsaustausch nach 1945 und dem hervorragend gelungenen Wiederaufbau, ein Kontrast zwischen Tradition und Moderne, pulsiert heute in Breslau das Leben. Das Attribut „Die Blume Europas“ des britisch-polnischen Historikers Norman Davies kommt hier voll zur Geltung.
In beiden Städten werden wir an ausführlichen Stadtführungen teilnehmen, dazu an musikalischen Angeboten in Oper, Theater oder Konzert. Fakultative Anregungen für die Freizeit bzw. weitere sachkundige Führungen in kleineren Gruppen oder Erkundungen in Eigenregie zu spannenden Zielen lassen der Entdeckungslust viel Raum.
Informationen:
Die Reise ist für gehbehinderte Personen im Allgemeinen nicht geeignet. Im Zweifel kontaktieren Sie bitte die Reiseagentur INTECONTACT wegen Ihrer individuellen Bedürfnisse vor der Buchung.
Preis:
1.340 € pro Person im Doppelzimmer für Mitglieder des Vereins HAUS SCHLESIEN
1.500 € pro Person im Doppelzimmer
Einzelzimmerzuschlag 250 €
Im Preis enthalten sind die Reise im modernen Reisebus, 1 Übernachtung im HAUS SCHLESIEN mit Einführungsabend, 4 Übernachtungen in Prag, 3 Übernachtungen in Breslau inkl. Frühstück, Halbpension, Programm und Eintritte, Führungen und Eintritte, Audiosystem Quietvox, wissenschaftliche Reiseleitung.
Zu Beginn der Reise wird ein Barbetrag von 50 € pro Person eingesammelt für nicht vorab planbare Kosten im Zusammenhang mit dem Kulturprogramm und Gebühren. Nicht benötigtes Geld wird am Ende der Reise mit Ihnen abgerechnet.
Anmeldung:
INTERCONTACT Studien- und Bildungsreisen
Marco Dietz
Tel. 02642-2009-18
Fax. 02642-2009-38
mdietz@ic-gruppenreisen.de
In der Wässerscheid 49
53424 Remagen
www.intercontact-reisen.de
Informationen zum Reiseverlauf:
HAUS SCHLESIEN Dokumentations- und Informationszentrum
Nicola Remig
Tel. 02244 886 232
kultur@hausschlesien.de oder remig@hausschlesien.de
HAUS SCHLESIEN
Dollendorfer Str. 412
53639 Königswinter-Heisterbacherrott
1. Tag Donnerstag, 30.5.
bis 16.00 Uhr Anreise ins HAUS SCHLESIEN
16.30 Uhr Fakultativ Führung durch die Dauerausstellung (N. Remig)
17.30 Uhr Imbiss
18.00h Uhr Einführungsvortrag mit musikalischen Beispielen: Dr. Inge Steinsträßer und
Dr. Solveig Palm
19.00 Uhr Abendessen
2. Tag Freitag, 31.5.
Ab 7 Uhr Frühstück
8 Uhr Abreise über A3 Würzburg, Nürnberg, Pilsen nach Prag.
Ankunft ca. 16h/16.30h Einchecken im Hotel
18h/19 Uhr Abendessen – kleiner Abendspaziergang in Hotelnähe
3. Tag Samstag, 1.6.
9 Uhr Brücke zwischen Prag und Breslau – Stadtrundgang durch die Prager Altstadt, Karlsbrücke mit Brückenturm (Peter Parler), Kreuzherrenkirche, (Kreuzherren mit dem Roten Stern), Karls-Universität (Clementinum), Krönungsweg, Altstädter Ring, Altstädter Rathaus mit astronomischer Uhr, Tynkirche, St. Nikolaus am Altstädter Ring, (Kilian Ignaz Dientzenhofer) Gedenken an Franz Kafka. Führung Monica Bubna-Litic.
Individuelle kurze Mittagspause
„Unter dem Davidstern“ Rundgang mit Führung durch Monica Bubna-Litic durch das ehemalige jüdische Viertel mit sechs erhaltenen Synagogen, Wurzeln im 11. Jhdt. – Maisel-Synagoge, Altneu-Synagoge, Pinkas-Synagoge, Jüdischer Friedhof, Jüdisches Museum.
Anschließend individuell Freizeit oder fakultativ: Kleiner Rundgang mit Führung von Inge Steinsträßer um den Wenzelsplatz, Franziskanergarten, Kirche Maria Schnee, Klarissenkloster, Nationaltheater.
Bootsfahrt auf der Moldau oder einfach durch die Stadt bummeln.
Frühes Abendessen in der Stadt – Konzert oder Musikabend
4. Tag Sonntag, 2.06.
9 Uhr Majestätisch über der Moldau – ein Besuch der Prager Burg (Hradschin) – Kathedrale St. Veit mit Wenzelskapelle (Ursprung im 10. Jhdt.), alter Königspalast mit Vladislav-Saal (15. Jhdt.) St. Georgs-Basilika und Kloster, Grablege Herzog Vratislav I. – Namensgeber der Stadt Breslau – Goldenes Gässchen mit Kafka-Wohnhäuschen (zwischen 1916 und 1917), anschließend kleiner Rundgang über den Burgberg mit bedeutenden Adelspalästen, u.a. Erzbischöfliches Palais, Palais Schwarzenberg, Palais Czernin, Loretto Kirche – Abstieg durch die Nerudagasse zum Kleinseitner Ring. Führung Monica Bubna-Litic.
Individuelle Mittagspause
Nachmittags individuell Freizeit oder fakultatives Angebot: Auf den Spuren des Böhmischen Adels mit Führung von Inge Steinsträßer – Rundgang auf der Kleinseite – St. Nikolaus (Christoph und Kilian Ignaz Dientzenhofer) –St. Thomas (13.Jhdt.) u.a. Palais Waldstein und Waldstein-Gärten, Malteser Platz, Palais Buquoi, Palais Nostitz, kurzer Besuch der „Kampa“, (Halbinsel in der Moldau), Palais Lobkowicz (Deutsche Botschaft), Palais Schönborn (Amerikanische Botschaft), Kirche Maria Victoria mit dem „Prager Jesulein“, Palais Vrtba mit berühmtem barockem Terrassengarten (Eintritt), Mozartmuseum in der Villa Bertramka.
Bootsfahrt auf der Moldau oder einfach durch die Stadt bummeln.
19 Uhr Abendessen in der Stadt oder im Hotel
5. Tag Montag, 3.06.
9 Uhr Vyšehrad – Wiege der Přemysliden, der ersten tschechischen Herrscher – Barocke Festung, Besuch der St Peter- und Paul-Basilika, gegr. um 1070 durch Vratislav II., im 19. Jhdt. neogotische Umgestaltung mit Jugendstilelementen, Vyšehrader Friedhof, Grablege vieler berühmter tschechischer Künstler, Dichter und Musiker, u.a. Antonín Dvořák, Bedřich Smetana, Rafael Kubelík, Jan Neruda, Alfons Mucha. Führung Monica Bubna-Litic.
Individuelle Mittagspause
Nachmittags Freizeit oder verschiedene fakultative Angebote mit Führung von Inge Steinsträßer: Kloster Strahov mit berühmter Bibliothek (17. Jhdt.), ehemaliges Kloster St. Gabriel, Perle der Beuroner Kunst (mit Monica Bubna-Litic), die Prager Neustadt zwischen Wenzels- und Karlsplatz, Laurenziberg mit Besteigung des Prager Eiffelturms, Besuch des Kafka-Museums in der Hergetova-Ziegelei am Kleinseitner Moldau-Ufer, Nationalmuseum am Wenzelsplatz oder andere Prager Museen.
Bootsfahrt auf der Moldau oder einfach durch die Stadt bummeln.
Frühes Abendessen in der Stadt
19.30/20 Uhr Konzert oder Oper
6. Tag Dienstag, 4.6.
8 Uhr Fahrt über Nordböhmen (Autobahn), Reichenberg/Liberec (evtl. Zwischenstopp ca. 1 Std. mit Kurzführung, Inge Steinsträßer) und Görlitz (evtl. Zwischenstopp mit Kaffeetrinken) nach Breslau. (Ca. 5,5 Std. ohne Pause)
Einchecken im Hotel Kamienice Pod Aniołami (zentrale und ruhige Lage neben dem Stadtschloss)
18 Uhr Abendessen – danach fakultativ kleiner Abendspaziergang durch die Stadt
7. Tag Mittwoch, 5.6.
9 Uhr Führung durch die historische Altstadt von Breslau, Elisabethkirche mit restaurierter Engler-Orgel (kurzes Orgelkonzert) – Dom- und Sandinsel, Führung Dr. Maciej Wronecki
13 Uhr Individuelle Mittagspause
15 Uhr Fortsetzung der Führung: Universität mit Aula Leopoldina, Oratorium Marianum und Aussichtsplattform; Nationales Forum für Musik, Abschluss im Jüdischen Viertel mit Synagoge zum Weißen Storch (ÖZ: bis 17h), Gedenktafel der ehemaligen Synagoge.
18/19 Uhr Abendessen in der Stadt
8. Tag Donnerstag, 6.6.
10 Uhr (Reisebus): Besuch des jüdischen Friedhofs Führung von Dr. Renata Wilkoszewska-Krakowska.
Individuelle Mittagspause
Nachmittags individuell Freizeit oder fakultativ: Stadtschloss mit Ausstellung „1000 Jahre Breslau“, Historisches Rathaus, Panorama Racławice, Nationalmuseum
Bootsfahrt auf der Oder
Frühes Abendessen in der Stadt
Zum Abschluss: Konzert im Nationalen Musikforum oder Oper
9. Tag Freitag, 7.6.
7.30/8 Uhr bis ca. 18 Uhr Rückreise nach Königswinter
Bericht Beethovenreise 2022
Beethoven – die zweite!
„Auf den Spuren Ludwig van Beethovens in Böhmen-Mähren-Schlesien“
Kulturreise von und mit HAUS SCHLESIEN vom 8. bis 17. Mai 2022
Biografie und Werk Ludwig van Beethovens bildeten den Rahmen der gesamten Reise, eingebettet in eine wunderschöne Landschaft und in eine Vielfalt historischer Orte, die man von vornherein nicht unbedingt mit dem Komponisten in Verbindung bringen würde.
Ein musikalischer Einführungs- und Kennenlernabend am 8. Mai im HAUS SCHLESIEN steigerte die Vorfreude auf die Reise, nicht zuletzt durch die entzückenden kleinen Beethoven-Sonatinen für Mandoline und Klavier (WoO 44b, 43 b, 43 a), vorgetragen von der erst sechzehnjährigen Svenja Lienemann aus Hennef, begleitet von der Bonner Pianistin Liudmila Giovoina am Gerhart Hauptmann-Flügel.
Mit einem bequemen Bus von Decker-Reisen aus Königswinter starteten wir am nächsten Morgen erwartungsvoll in Richtung Dresden. In der sächsischen Residenzstadt hatte Beethoven 1796 bei Kurfürst Friedrich August III. eine Kostprobe seines Könnens am Piano gegeben, ehe er nach Leipzig und Berlin weiterreiste. Wir erlebten in Dresden eine hervorragende Stadtführung, die uns einen anschaulichen Überblick über das Musikschaffen am sächsischen Hof und einen Einblick in die wechselvolle Stadtgeschichte vermittelte.
Unsere nächste Station Oberglogau (poln. Głogówek) in Oberschlesien bewahrt mit dem jährlich stattfindenden Beethoven-Festival die Erinnerung an Beethovens Besuch im Jahre 1806 in Begleitung seines Hauptmäzens, Fürst Karl von Lichnowsky (1761-1814). Im örtlichen Museum, einer Partnerorganisation von HAUS SCHLESIEN, wurde uns durch den Leiter, Aleksander Devosques-Cuber, ein überaus herzlicher Empfang bereitet. Wir erlebten nicht nur eine interessante Führung durch das in Restaurierung befindliche Schloss und die Stadt, sondern nahmen in der prächtig ausgestatteten Stadtpfarrkirche St. Bartholomäus an einem eigens für uns vorbereiteten kleinen Orgelkonzert teil, ergänzt durch den klangvollen Gesang eines jungen Baritons.
Den Abend beschlossen wir in einem familiär geführten Hotel im oberschlesischen Neustadt (Prudnik), dicht an der Grenze zur Tschechischen Republik.
Am dritten Reisetag stand Jägerndorf (tschechisch Krnov), ein ehemals eigenständiges schlesisches Herzogtum, geprägt von den Fürsten von Liechtenstein, auf dem Plan. In Jägerndorf besuchten wir die Synagoge, durchwanderten die nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges restaurierte Innenstadt mit Minoritenkirche, Stadtpfarrkirche St. Martin, der gotischen Heilggeistkirche, heute Konzertsaal und setzten uns auf die Spuren des Jugendstilarchitekten Leopold Bauer (1872-1938). Die Wallfahrtskirche zur Schmerzhaften Muttergottes auf dem die Stadt alles überragenden Hausberg Cvilín ließ etwas von der Volksfrömmigkeit vergangener Zeiten erahnen. Von weit her grüßte uns hier schon der Gipfel des Altvaters, begehrtes Ziel unseres späteren Erholungsausflugs ins Gebirge.
Für die nächsten Tage hatte erst einmal das Leben aus dem Koffer ein Ende. Im Hotel Koruna in Troppau (tschechisch Opava) checkten wir für vier Nächte ein. Ein ausgiebiger Stadtrundgang machte uns mit der einstigen Hauptstadt (bis 1918) des kleinsten österreichischen Kronlandes näher bekannt. Wir entdeckten zu unserer Freude auch die Beethovengasse, an deren westlichen Ende sich im ehemaligen Mutterhaus der Deutschordensschwestern das „Kirchliche Konservatorium des Deutschen Ordens“ (Církevní konzervatoř Německého řádu) befindet, wo wir in den Genuss eines unvergesslichen Beethoven-Konzertes durch Studierende und Dozenten kamen. Die vom kleinen Kammerchor in deutscher Sprache vorgetragene „Ode an die Freude“ ließ uns alle miteinstimmen und die Hoffnung aufkeimen, die Welt möge tatsächlich angesichts aller politischer Krisen eine bessere werden.
Schloss Grätz (Hradec nad Moravici) war für uns Beethoven-Reisende ein absolutes Muss: Hier verbrachte Beethoven nachweislich 1806 und 1811 mehrere Wochen auf Einladung von Karl Lichnowsky. Dem Fürsten hatte Beethoven u.a. seine 2. Sinfonie und die Klaviersonate Nr. 8 c-moll, op. 13, die „Pathétique“ gewidmet. Das Schloss, heute ein Museum, birgt viele Erinnerungen an die Familie Lichnowsky, die bis 1945 hier lebte.
Ein Highlight unserer Reise war eine Tagesexkursion nach Olmütz (Olomouc), in die frühere Hauptstadt Mährens. Wir streiften unter der kompetenten Leitung des städtischen Tourismusführers, Stefan Blaho, durch eine liebenswerte Stadt mit zahlreichen schönen Gebäuden, Plätzen zum Verweilen, einem umfassenden Kulturleben und vielen sehenswerten Sakralbauten, allen voran der gotische Wenzelsdom.
Mährisch-Schlesien mit etwas Wehmut verlassend, begaben wir uns im letzten Teil unserer Reise nach Teplitz (Teplice) in Nordböhmen. Ein Zwischenstopp beim Schloss Doudleby (Daudleb) an der Adler in Ostböhmen, seit Jahrhunderten im Besitz der Grafen von Bubna-Litic, brachte uns nicht nur eine Stärkung mit leckeren Buchteln und Kaffee, sondern auch eine Begegnung mit dem Schlossherrn Peter Dujka und vor allem mit seiner Schwester, Monica Bubna-Litic, die so vieles zum Gelingen unserer Reise beigetragen hatte.
In Teplitz, dem seinerzeit mondänsten Kurort Europas, begaben wir uns wiederum auf Beethovens Spuren. Hier hatte 1812 das legendäre Treffen zwischen Beethoven und Goethe stattgefunden. Von beiden Kunstschaffenden lange herbeigesehnt, führte es aber nicht zur erhofften Harmonie. Beethoven kritisierte das in seinen Augen unterwürfige Verhalten des Dichterfürsten dem anwesenden Adel gegenüber, Goethe empfand Beethoven als „eine ungebändigte Persönlichkeit“, die sich nicht um die üblichen gesellschaftlichen Umgangsformen scherte.Hier in Teplitz hatte das hiesige Konservatorium für unsere Gruppe wiederum ein begeisterndes Beethoven-Konzert arrangiert, welches dem von Troppau in nichts nachstand.Unser Abendessen nahmen wir im Café Beethoven ein, ehemals Gasthof „Zur Harfe“, wo Beethoven bei seinem Aufenthalt 1812 logiert hatte. Das Geheimnis um den berühmten Brief Beethovens an seine „unsterbliche Geliebte“, von Solveig Palm anschaulich in Auszügen aus ihrem Bühnenstück „Es musste sein – fast eine Liebesgeschichte“ (2020) geschildert, ergänzt durch die Komposition „Andante favori“ (WoO 57), ließ sich jedoch bei allen lebhaften Spekulationen um die Identität der Unbekannten nicht lüften. Beethoven nahm das Geheimnis mit ins Grab!
Beethovens 2. Sinfonie begegnete uns am vorletzten Reisetag noch einmal am Beethovendenkmal in Karlsbad. An seinen Freund Franz Gerhard Wegeler hatte der Komponist am 16. November 1801 während der Arbeit an diesem Werk geschrieben: „Ich will dem Schicksaal in den Rachen greifen, ganz niederbeugen soll es mich gewiß nicht“. Auf einem der Reliefs am Karlsbader Denkmal finden sich diese bemerkenswerten Worte wieder. In der Literatur wird die Entstehung der 2. Sinfonie als ein wichtiges Zeugnis für die inneren Kämpfe Beethovens gewertet, als seine fortschreitende Ertaubung immer deutlicher wurde.
Karlsbad und Franzensbad in Westböhmen als bekannte historische Kurorte im Dreibädereck, setzten zwei großartige Schlusspunkte unseres Beethoven-Memorial. Die gesamte Exkursion, voller intensiver Eindrücke und Erlebnisse, bleibt allen Mitreisenden in bester Erinnerung.
Inge Steinsträßer