DAS RIESENGEBIRGE IN DER MALEREI
Sonderausstellung vom 20. Februar bis 25. April 2011
Bis ins 18. Jahrhundert hinein galten Gebirge als unzivilisierte Orte und erschienen in der Malerei höchstens im Hintergrund. So waren auch auf den ersten Riesengebirgsbildern die Berge nur Kulisse. Erst in den Reiseführern, die Ende des 18. Jahrhunderts entstanden, finden sich erste topographische Ansichten des Riesengebirges. Neben diesen von Künstlern illustrierten Reiseführern waren es die Mappenwerke und Folianten mit Druckgraphiken, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts dazu beitrugen, die „pittoreske“ Landschaft der schlesischen Berge bekannt zu machen.
Die künstlerische Entdeckung des Riesengebirges ging nicht von schlesischen Malern aus, sondern von Künstlern aus anderen Regionen. So wird ein Anfang der Riesengebirgsmalerei allgemein in den Werken von Carl Christoph Reinhardt (1738 – 1827) gesehen, der von Berlin kommend nach Hirschberg übersiedelte. Neben Reinhardt zählten u. a. auch Christoph Friedrich Nathe (1753 – 1806) und Anton Balzer (1771 – 1807) zu den frühen Riesengebirgsmalern.
Zu den bekanntesten Riesengebirgsgemälden gehören die von Caspar David Friedrich (1774 – 1840), der 1810 das Riesengebirge bereiste. Aus den während der Reise angefertigten Skizzen schuf er keine naturgetreuen Ansichten, sondern ideale Landschaften, die jedoch die Stimmung und den Charakter des Gebirges widerspiegeln.
Ganz im Gegensatz hierzu handelt es sich bei den von Adrian Ludwig Richter (1803 – 1884) während einer Reise 1838 angefertigten Ansichten um topographisch korrekte Abbildungen der Riesengebirgslandschaft. Nach diesen volkstümlichen Motiven entstanden die Stahlstiche für das Werk „Wanderungen durch das Riesengebirge und die Grafschaft Glatz“, das zur weiteren Popularität des Riesengebirges beitrug. Als wohl letzter Vertreter der pittoresken Landschaftsdarstellungen kann Theodor Bernhard Rudolf Blätterbauer (1823 – 1906) angesehen werden.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts folgte der romantischen Malerei eine eher objektive Wiedergabe der Umgebung durch die Realisten. Viele Künstler waren in den ländlichen Regionen auf der Suche nach Natürlichkeit fernab der Zivilisation. So änderte sich bei den Riesengebirgsgemälden auch die Auswahl der Motive, weg von den klassischen Perspektiven hin zu versteckten Winkeln im Inneren der Berge. Zu den bekanntesten schlesischen Malern dieser Zeit zählte Adolf Dressler (1833 – 1881), der auf seine Schüler, unter ihnen Georg Müller-Breslau (1856-1911) großen Einfluss ausübte.
Als einer der ersten Pleinair-Maler kann Carl Ernst Morgenstern ( 1847-1928) bezeichnet werden, der seit 1884 die Landschaftsklasse an der Breslauer Kunst- und Gewerbeschule leitete. Er fuhr oft auch mit seinen Schülern, unter ihnen viele später bekannte Riesengebirgsmaler, von Breslau aus ins Riesengebirge, um dort im direkten Kontakt mit der Natur zu malen. Einige ehemalige Studenten seiner Landschaftsklasse gehörten später der Schreiberhauer Vereinigung bildender Künstler St. Lukas an. Diese wurde 1922 auf Initiative der Maler Alfred Nickisch (1872-1948), Hans Oberländer (1885-1945) und Franz von Jackowski (1885-1974) gegründet.
Als ihren Sitz wählten sie die am Zackerle gelegene alte Sägemühle, die nach der Künstlervereinigung „Lukasmühle“ genannt wurde. Als der dortige Ausstellungsraum zu klein geworden war, wurden ab 1930 die Ausstellungen im Hotel „Zum Zackenfall“ präsentiert. Mit der Einberufung einiger Mitglieder zum Wehrdienst endete im Januar 1945 der Gemäldeverkauf. Kurz darauf mussten die Räume für die ersten Flüchtlinge geräumt werden.
Die Künstler bildeten eine Gruppe von Einzelpersönlichkeiten, die unterschiedliche Stilrichtungen und Techniken repräsentierten, darunter Impressionismus, Naturalismus und Expressionismus, denen aber die Faszination für die Gebirgslandschaft und die Natur gemeinsam war. Zudem handelte es sich bei der Vereinigung um einen Zweckverband mit wirtschaftlichen Interessen.
Die Ausstellung, eine Auswahl der Riesengebirgsgraphiken und -gemälde aus der Sammlung von HAUS SCHLESIEN, gibt einen Überblick über die Riesengebirgsmalerei von Beginn des 19. Jahrhunderts bis 1945. Wegen mehrerer geschlossener Veranstaltungen im Eichendorffsaal ist sie zeitweise nur eingeschränkt zugänglich. Auskunft erhalten Sie unter Tel. 0 22 44/886-0.
Silke Findeisen