
23. Dezember 2020


Kommet, ihr Hirten, ihr Männer und Fraun,
kommet, das liebliche Kindlein zu schaun,
Christus, der Herr, ist heute geboren,
den Gott zum Heiland euch hat erkoren.
Fürchtet euch nicht.
Lasset uns sehen in Bethlehems Stall,
was uns verheißen der himmlische Schall!
Was wir dort finden, lasset uns künden,
lasset uns preisen in frommen Weisen.
Halleluja.
Wahrlich, die Engel verkündigen heut’
Bethlehems Hirtenvolk gar große Freud’.
Nun soll es werden Friede auf Erden,
den Menschen allen ein Wohlgefallen.
Ehre sei Gott.
Die Melodie dieses bekannte Weihnachtslied – ursprünglich als Wiegenlied für das Jesuskind komponiert – stammt aus der Gegend um Olmütz. Der Leipziger Musikprofessor Carl Riedel verfasste 1868 dann den eingängigen Text. Diesem an die Weihnachtsgeschichte im Lukasevangelium angelehnten Aufruf „das Kindlein zu schaun“ wird bei dieser aus Rupfen gefertigten Krippe unbedingt Folge geleistet. Hirten mit ihrer Schalmei, Frauen mit Brotkörben und Wasserkrügen, Bauern mit ihrem Handwerkszeug und eine ganze Schafherde machen hier dem Christkind neben den heiligen drei Königen ihre Aufwartung.
Im Jahr 1985 hat die Kunstgewerblerin Ursula Bösch, gebürtige Schlesierin diese Krippe in ihrer neuen Heimat in Süddeutschland gefertigt. Ihren Ursprung haben die aus Rupfen hergestellten Puppen in Südtirol. Die Bäuerinnen hatten kaum Geld und konnten ihren Kindern keine Puppen kaufen. Stattdessen griffen sie zu einem Jutesack, stopften etwas Heu hinein und banden ihm dann Kopf, Rumpf, Arme und Beine ab. Mit dieser Ur-Rupfenpuppe haben die aufwändig gestalteten Krippenfiguren nur noch wenig gemein, habe aber wie diese kein Gesicht. Sie gleichen damit in der Machart den biblischen Erzählfiguren, bei denen bewusst darauf verzichtet wird, Gesichter zu malen oder zu modellieren. Dadurch sind sie im Gesichtsausdruck nicht festgelegt und es kann mehr in die Figuren hinein interpretiert werden. Es sind Kleidung und Körperhaltung, die den Puppen ihren Charakter verleihen und ihre Stimmung widerspiegeln: die Könige kommen in prunkvollen, aus feinen Stoffen gearbeiteten Mänteln, während die ehrfürchtig niederknienden Hirten einfache Wollwesten und die Frauen Kleider aus grobem Leinen tragen.