Während die deutsche Wehrmacht bei eisiger Kälte und extremen Witterungsbedingungen im Kampf gegen die Rote Armee herbe Verluste erlitt und den Rückzug antreten musste, kämpften in Breslau Amateur-Boxer aus elf europäischen Staaten vom 21. bis 25. Januar 1942 bei den ersten und einzigen Kriegseuropameisterschaften um den Meistertitel. „Seit Mittwoch“, so hieß es in der schlesischen Dorfzeitung aus Wohlau am 24. Januar 1942, „stehen Europas Spitzenboxer aus elf Ländern in der Breslauer Jahrhunderthalle unter einer sich von Veranstaltung zu Veranstaltung steigernden Anteilnahme der Bevölkerung im Ring, um die Europameister im Boxsport im Kriegsjahr 1942 zu ermitteln.“
An dem sportlichen Wettkampf nahmen, neben den besten deutschen, Amateur-Boxer der Verbündeten bzw. von Deutschland besetzten Staaten Dänemark, Finnland, Italien, Kroatien, den Niederlanden, der Slowakei und Ungarn sowie der neutralen Staaten Spanien, Schweden und der Schweiz teil. Den Meisterschaften fern blieben hingegen die Spitzensportler all jener Länder, die gegen das Deutsche Reich Krieg führten.
Als erfolgreichste Nation ging Italien mit drei Europameistern aus den europäischen Titelkämpfen hervor, gefolgt von Deutschland mit zwei Goldmedaillen. Deutsche Sieger waren Ferdinand Raeschke (1920-1987) im Weltergewicht und Hein ten Hoff (1919-2003) im Schwergewicht. Der Breslauer Artur Büttner musste sich im Federgewicht dem Ungarn Dezsö Frigyes geschlagen geben. Da die Kriegsgegner Deutschlands fehlten, wurde den Wettkämpfen von der AIBA (Association Internationale de Boxe Amateure ) später der Status einer offiziellen Europameisterschaft aberkannt und die Meistertitel wurden für ungültig erklärt.
Dem Boxsport galt im Dritten Reich besondere Aufmerksamkeit, sah man ihn doch als besonders geeignet für die gezielte Förderung soldatischer Tugenden an. Entsprechend enthusiastisch berichteten die Medien von den Boxeuropameisterschaften. So bezeichnete das Reichssportblatt am 27. Januar die Meisterschaften als „Markstein in der Geschichte des Amateurboxsports“. Auch die schlesische Dorfzeitung vom 26. Januar zeigte sich begeistert von den „glanzvoll[en] und sportlich hochstehend[en] Kampfveranstaltungen.“ Zudem nutzen die Nationalsozialisten auch diese internationale Sportveranstaltung zu propagandistischen Zwecken. So ging der Endrunde der Meisterschaft am letzten Wettkampftag eine „Heldenverehrung“ voraus, bei der Vertreter der ausländischen Delegationen Kränze am Landwehr-Denkmal niederlegten, das den Gefallenen des Schlesischen Landwehrkorps im Ersten Weltkrieg gewidmet war. Auch hiervon berichtet die Schlesische Dorfzeitung ausführlich.