Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 war für die Menschheit eine bedeutende militärische Erfahrung. Der Krieg forderte viele Millionen Opfer in einem bis dahin unbekannten Ausmaß. Nach dem Krieg errichteten viele Dörfer und Städte in Deutschland zur Erinnerung an die Gefallenen Denkmäler und Obelisken, stellten Urkunden mit ihren Namen her. So war es auch im deutschen Grünberg vor 1945.
Das Denkmal zu Ehren der während des Ersten Weltkrieges gefallenen Grünberger hat der Bund der Kriegsveteranen und Soldaten gestiftet und dafür 127 000 Reichsmark gesammelt. Leider wurde das gesammelte Geld infolge der Wirtschaftskrise nach 1923 schnell entwertet. Kurz danach begann man wieder Spenden für das Denkmal zu sammeln. Auch die Stadtverwaltung trug dazu bei und gab den noch fehlenden Betrag dazu. Die Grünberger Familien vervollständigten die Listen mit Namen der im Krieg gefallenen Soldaten (in der Urkunde werden sie „Söhne von Grünberg“ genannt). Das Ziel war die Ermittlung der genauen Zahl der gefallenen Soldaten. Es wurde auch beschlossen, eine vollständige Liste zu erstellen und sie in die Wand des Rathauses gleich hinter dem Denkmal einzumauern.
Als es zur Enthüllung des Grünberger Denkmals gekommen war, schrieb die Stadtpresse: „Endlich hat auch Grünberg, neun Jahre nach dem Ende der Kriegshandlungen, sein eigenes, den Opfern des Weltkrieges gewidmetes Denkmal. So werden wir nicht länger hinter den anderen Städten und Dörfern unseres Kreises zurückbleiben. Es ist doch ein Trost, dass wir nicht die letzte Stadt Deutschlands sind, die so ein Denkmal errichtet hat”.
Die Skulptur, die im März 1928 an der Nordwand des Grünberger Rathauses enthüllt wurde, war eine Bronzefigur und stellte einen jungen Soldaten in Felduniform dar. Mit dem rechten Arm stützt er sich an die Wand, im linken trägt er eine Waffe. Nach der Beschreibung in einer Urkunde war die Gestalt des jungen Mannes voller Trauer und Leid. Der Absicht seiner Initiatoren gemäß sollte er die besten „Söhne“ verkörpern, die im Kampf für Deutschland gefallen sind.
Die Liste der gefallenen Grünberger, die einige Tage nach der feierlichen Enthüllung des Denkmals in die Wand des Rathauses eingemauert wurde, ist eine ausgezeichnete Quelle zur Erforschung der Stadtgeschichte. Das Dokument ist fast zwei Meter lang und enthält 857 Vor- und Nachnamen von Grünbergern, mit Angabe ihrer Berufe und Dienstgrade. Die Liste wurde nach Jahren aufgeteilt, sie beginnt 1914 und endet 1923, als im Grenzgebiet die letzten Kämpfe zu Ende gingen. Aus dem Register wurde häufig in den örtlichen Zeitungen zitiert, doch es gab niemals eine vollständige Aufstellung. Erst die in die Wand des Rathauses eingemauerte Liste umfasste alle Namen, der im Krieg gefallenen Grünberger.
Auf Fotos und Postkarten aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg wurde das Denkmal oft dargestellt. Es ist auch bekannt, welches Schicksal ihm während des Krieges widerfahren ist. So wie viele andere Grünberger Denkmäler wurde es für Kanonenkugeln eingeschmolzen. Die einzige Erinnerung an das Denkmal ist heute eine kleine Lücke in der Wand des Rathauses. Interessant ist jedoch die Geschichte, wie die polnischen Einwohner von Grünberg die Urkunde gefunden haben. 1987 wurde eine Firma beauftragt, die Fassade des Rathauses zu erneuern. Während der Renovierungsarbeiten an der Nordwand wurde ein Geheimfach mit der Urkunde in einer Papierhülle entdeckt. Deshalb konnte das Dokument unversehrt von 1928 bis auf den heutigen Tage erhalten bleiben
Dieser Blogbeitrag ist ein Gastbeitrag aus dem Museum des Lebuser Landes in Grünberg (Muzeum Ziemi Lubuskiej). Das Bildmaterial entstammt der Sammlung des Museums. Mehr zum Museum und seinen Ausstellungen unter: https://mzl.zgora.pl/
Autor: Dr. Izabela Korniluk