Vor den Trümmern der zerstörten Häuserfronten steht ein russisches Sturmgeschütz – Lauban im März 1945. Die an den nördlichen Ausläufern des Isergebirges gelegene Stadt war, wie Schlesien insgesamt, lange Zeit von den unmittelbaren Kampfhandlungen des Krieges verschont geblieben. Hier, wie auch in den umliegenden Ortschaften, waren evakuierte Familien aus den stark bombardierten Großstädten untergebracht und Verwundete kurierten ihre Verletzungen aus. Die Lage änderte sich Anfang 1945 jedoch dramatisch, als die Rote Armee ihre Winteroffensive gestartet und binnen weniger Tage die schlesische Grenze überschritten hatte.
Die zahlreichen überfüllten Flüchtlingszüge, die täglich den Laubaner Bahnhof passierten, die frierenden und hungernden Menschen, die mit Pferdewagen oder zu Fuß aus Richtung Breslau durch Lauban kamen, kündeten von der nahenden Front – doch die für die Räumung zuständigen Parteistellen ignorierten die Gefahr. Erst am 11. Februar wurde mit der Evakuierung erster Dörfer im nördlichen Kreisgebiet begonnen. In Lauban selbst wurde die Bevölkerung zwei Tage später aufgerufen, die Stadt zu verlassen.
In der Nacht zum 17. Februar begann ein drei Wochen währender, erbitterter Kampf um Lauban. Die „Schlesische Gebirgsbahn“, die von Görlitz nach Hirschberg führte und somit eine wichtige Verbindung darstellte, querte die Stadt. Es war das Ziel der Roten Armee Lauban einzunehmen, um diese Bahn unter sowjetische Kontrolle zu bringen. Doch der deutschen Wehrmacht gelang es mit einem letzten Aufgebot die Stadt in einem Gegenangriff zu befreien und die Front zurückzudrängen. Eine Unterbrechung der Bahnlinie konnte verhindert werden und die Strecke blieb bis Kriegsende offen, was vielen Tausenden noch die Flucht Richtung Westen ermöglichte.
Die Schlacht um Lauban war die letzte größere Angriffsoperation der Deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg, der Erfolg beschieden war. Entsprechend wurde sie von den Nationalsozialisten propagandistisch ausgenutzt: Reichspropagandaminister Goebbels reiste am 9. März 1945 nach Lauban, sprach dort zu den Soldaten und dankte ihnen für ihren Einsatz. Von diesem Besuch wurde in der letzten ausgestrahlten Wochenschau ausführlich berichtet. Dabei entstand auch eines der bekanntesten Bilder aus den letzten Kriegsmonaten: es zeigt einen sechzehnjährigen Jungen, in einer viel zu großen Uniform, ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz II, dem Goebbels die Hand schüttelt.
Die Stadt Lauban hat die Schlacht teuer bezahlt – sie wurde zu fast 60 % zerstört. Insbesondere in den hart umkämpften Straßen im Nordosten der Stadt hatte der tagelange zähe Kampf Haus um Haus deutliche Spuren hinterlassen. Fotos der Stadt aus dieser Zeit zeigen das gravierende Ausmaß der Zerstörung.