Das um 1250 gegründete Bunzlau gilt als Stadt des guten Tons. Diesen Ruf hat es den in Stadt und Umkreis befindlichen Tonvorkommen zu verdanken, aufgrund derer sich die Region zu einem Zentrum der Keramikproduktion entwickeln konnte. Erste Belege einer Töpferzunft in Bunzlau stammen aus dem 16. Jahrhundert. Die Tatsache „Töpferstadt“ zu sein alleine, stellt jedoch noch keine herausragende Besonderheit dar, gibt es derer schließlich viele. Aber Bunzlau konnte seit 1753 tatsächlich mit einer damals einzigartigen Attraktion aufwarten, die unmittelbar mit der Töpfertradition in Zusammenhang: der Große Topf.
Hergestellt hatte ihn der in Bad Muskau geborene und seit 1751 in Bunzlau ansässige Töpfer Johann Gottlieb Joppe. Er hatte den mehr als 2 Meter hohen, rund 600 Kilogramm schweren und 1970 Liter fassenden Topf in einzelnen Ringen mit der Hand geformt und wegen seiner Größe an der Luft trocknen lassen. Im Jahr 1893 wurde das Haus in der Görlitzer Straße 12 (ul. Zgorzelecka), in dem der Topf entstanden und seitdem für interessierte Besucher gegen Gebühr zu besichtigen war, jedoch abgerissen. Der Topf, der seinerzeit als größtes Gefäß der Welt galt, war inzwischen zum Wahrzeichen der Stadt geworden. Also musste er umziehen. Er wurde in der Bastei am Stadtteich verbracht und war, beschriftet mit dem Hinweis „Ein Topf, von Ton gemacht, hier ist, der 30 Scheffel Erbsen misst“ und umringt von anderen sehenswerten Keramikprodukten, nun dort zu bestaunen. Im Jahr 1909 fand er dann seinen Platz im Erdgeschoss des neu entstandenen, städtischen Museums. Dort musste zunächst extra für dieses Exponat die Eingangstür vergrößert werden. Eine Replik des Topfes stand außerdem seit 1939 auf dem Bunzlauer Ring.
Der „Große Topf“ war als Wahrzeichen der Stadt eine bedeutende Touristenattraktion – wer Bunzlau besuchte, musste auch den Topf gesehen haben. Sogar John Quincy Adams bewunderte den Topf während seines Aufenthaltes in Bunzlau im Juli 1800, wie aus seinen Aufzeichnungen hervorgeht. Bei dieser Popularität ist es nicht weiter verwunderlich, dass der Topf auf vielen Postkarten zu sehen war und außerdem zahlreiche Souvenirs in allen Größen, Farben und Materialien in Form des Topfes angefertigt und verkauft wurden. Auch für die vertriebenen Bunzlauer blieb der „Große Topf“ als Wahrzeichen der Stadt ein wichtiges Erinnerungsstück.
Darüber hinaus war der Topf Thema von Liedern, Gedichten und sogar eines Theaterstücks. Dieses 1879 erstmals aufgeführte Stück erzählt die überlieferte Geschichte seiner Entstehung. Es heißt, ein reicher Kaufmann habe gewettet, dass seine ganze Erbsenernte in einen Topf passen würde. Nachdem diese dann jedoch deutlich umfangreicher ausfiel als erwartet, fand sich keiner, der einen solch großen Topf anfertigen konnte. Erst der junge Töpfergeselle war in der Lage ein ausreichend voluminöses Gefäß zu schaffen und durfte schließlich zur Belohnung die Tochter des reichen Kaufmanns heiraten.
Das Schicksal des Großen Topfes nach dem Zweiten Weltkrieg ist ungewiss, vermutlich ist er von Soldaten der Roten Armee zerstört worden. Eine Nachbildung des Topfes steht jedoch seit 2009 im Keramikmuseum in Bunzlau.